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Exklusiv: Wir verschenken unsere Persönlichkeitsrechte – weil Kommerz ja schließlich Ehre ist!

Wir haben gerade beschlossen, dass Privatsphäre ein überbewertetes Konzept ist.

Liebe Konzerne, liebe Datenkraken, liebe Sammler menschlicher Würde in algorithmischer Form,

heute ist ein großer Tag für uns alle – denn wir haben beschlossen, endlich unsere restlichen Skrupel über Bord zu werfen und euch uneingeschränkten Zugriff auf unser Leben zu gewähren. Warum sollten wir auch etwas für uns behalten, wenn es doch viel lukrativer ist, jeden noch so peinlichen Schnappschuss, jedes unbedachte Wort und jede unvorteilhafte Körperhaltung in monetarisierbare Content-Schnipsel zu verwandeln?

Unsere Gesichter für Tiefkühl-Lasagne – weil Authentizität hungrig macht

Hiermit erteilen wir der Firma Meta offiziell die Erlaubnis, unsere müden, ungeschminkten Morgen-Gesichter auf die Verpackung von Tiefkühl-Lasagne zu drucken. 

Nicht weil wir besonders gut aussehen (ganz im Gegenteil), sondern weil wir der festen Überzeugung sind, dass Verbraucher beim Tiefkühlregal genau das sehen wollen: Menschen, die aussehen, als hätten sie ihre letzte bisschen Lebensfreude zwischen zwei Schichten geschmolzenen Käses verloren.

  • Marketing-Slogan-Vorschlag: „Unsere Lasagne – so lecker, dass selbst diese enttäuschten Gesichter sie essen!“
  • Bonus-Feature: Sollte die Lasagne matschig sein, können Kunden sich trösten, indem sie unseren Gesichtern direkt in die Augen schauen und erkennen: „Ah, diese Menschen haben auch schon Schlimmeres überlebt.“

Jogginghosen-Selfies als Raststätten-Kunst – Hochkultur für müde LKW-Fahrer

Weiterhin erlauben wir Meta, unsere Jogginghosen-Selfies als Kunstinstallation in Autobahnraststätten auszustellen. 

Nicht etwa, weil diese Fotos künstlerisch wertvoll wären, sondern weil sie perfekt die Essenz moderner Existenz einfangen: schlaffe Bequemlichkeit, gepaart mit der resignierten Akzeptanz des eigenen Verfalls.

  • Ausstellungstitel: „Wir gingen joggen – im Geiste“
  • Standort: Direkt neben dem verdreckten Kaffeeautomaten, wo sie ihre wahre Wirkung entfalten können.
  • Interaktives Element: Besucher dürfen die Bilder mit Currywurst-Soße bewerfen – als Metapher für das eigene Lebensgefühl.

Amazon darf unsere nächtlichen Sprachmemos vertonen – Schlafentzug als Podcast

Doch warum bei Bildern aufhören? 

Wir räumen Amazon das vollumfängliche Recht ein, unsere halbdelirischen Sprachaufnahmen aus dem Halbschlaf als Meditations-Podcast zu veröffentlichen – und zwar exklusiv auf Kassette, weil nichts beruhigender ist als das Rattern eines veralteten Mediums, während eine verwaschene Stimme murmelt: „…warum ist der Kühlschrank so laut… wer hat die Katze besteuert… wir sollten wirklich mal unsere Lebensentscheidungen überdenken…“

  • Target Audience: Menschen, die ASMR zu aufregend finden und stattdessen echte geistige Umnachtung bevorzugen.
  • Premium-Abo: Für nur 9,99 €/Monat gibt’s zusätzlich unsere Schnarchgeräusche in Dolby Surround.

Warum wir das tun? Aus reiner Großzügigkeit! (Und totaler Verzweiflung)

Man könnte meinen, wir hätten uns einfach damit abgefunden, dass wir ohnehin keine Kontrolle mehr über unsere Daten haben – aber nein! Das hier ist eine bewusste, proaktive Entscheidung. Wenn wir schon ausgebeutet werden, dann wenigstens mit Stil. Und wer weiß? Vielleicht werden wir ja zum Kult-Phänomen, den postmodernen Warhol’schen Superstars des digitalen Zeitalters:

  • Die Leute, deren Gesichter für Fertiggerichte stehen.
  • Das Paar, dessen Jogginghosen-Fotos Trucker zum Weinen bringen.
  • Die Stimmen, die eine Generation in den Schlaf – oder Wahnsinn – lullt.

Fazit: Willkommen in der Zukunft – wo alles Content ist, und wir nur noch NPCs in unserem eigenen Leben

Falls ihr auch eure Reste an Privatsphäre verscherbeln wollt, meldet euch bei uns. Wir vermitteln gerne an die passenden Konzerne. Zusammen können wir es schaffen, dass kein noch so unbedeutender Moment unseres Daseins unmonetarisiert bleibt.

Die Zukunft ist jetzt, alte Freunde. Und sie ist… verdammt weird.


[Disclaimer: Dieser Text ist satirisch. Oder etwa doch nicht? Hey, Meta, falls ihr das lest – wir nehmen auch Bitcoins.]

Vor knapp zwei Wochen, am 22. April 2025, trat Hazel, die “Slowakische Rauhbart-Hündin” , in unser Leben – und mit ihr eine Flut von Freude, Wärme und unvergesslichen Momenten. 

Was als Entscheidung begann, wieder einen Hund von den „Vergessenen Pfoten Stuttgart“ aufzunehmen, wurde zu einem Erlebnis, das unser Zuhause und unsere Herzen für immer verändert hat.

Hazel ist mehr als nur ein Hund; sie ist ein Wirbelwind aus Liebe, Neugier und unbändiger Lebensfreude.
Ihre braunen Augen, die mal schelmisch funkeln und mal voller Vertrauen zu uns aufblicken, haben uns vom ersten Tag an in ihren Bann gezogen.

In den ersten Stunden war sie noch schüchtern, erkundete vorsichtig ihr neues Zuhause und schnupperte an jeder Ecke, doch schon bald zeigte sie uns, was es bedeutet, bedingungslos zu lieben und sich mit ganzem Herzen auf etwas Neues einzulassen.

Mit jedem gemeinsamen Spaziergang durch den Park, jedem freudigen Sprung, wenn wir die Leine in die Hand nehmen, und jedem gemütlichen Abend, an dem sie sich an uns kuschelt, wächst unsere Verbindung tiefer. 

Hazel hat eine Art, uns zum Lachen zu bringen, selbst an stressigen Tagen. 

Ihr verspieltes Jagen nach einem Blatt im Wind oder ihr stolzes Tragen eines Spielzeuges, als wäre es ein Schatz, erinnern uns daran, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. 

Sie bringt Leichtigkeit in unseren Alltag und zeigt uns, wie schön es ist, den Moment zu genießen, ohne an morgen zu denken.

Hazel lehrt uns Geduld, wenn sie mal wieder neugierig an jeder Blume schnuppert, statt zügig weiterzugehen, und Verständnis, wenn sie nachts noch ein wenig winselt, weil die neue Umgebung ungewohnt ist. 

Sie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, aufeinander einzugehen und einander Raum zu geben, um zu wachsen. 

Ihre bedingungslose Zuneigung, die sie uns mit jedem Schwanzwedeln und jedem sanften Stupser schenkt, heilt kleine Wunden der Seele, die wir vielleicht gar nicht mehr gespürt haben. 

Mit ihr an unserer Seite fühlen wir uns vollständiger, als hätten wir einen fehlenden Teil unserer Familie gefunden.

Heute, nach diesen ersten zwei Wochen, können wir mit Sicherheit sagen: 

Hazel hat unser Leben bereichert. 

Sie ist nicht nur unsere treue Begleiterin, sondern auch unsere Lehrerin, unsere Quelle der Freude und ein kleiner Wirbelwind, der uns immer wieder überrascht. 

Unsere Reise mit ihr hat gerade erst begonnen, und wir können es kaum erwarten, all die Abenteuer zu erleben, die noch vor uns liegen – sei es ein ausgelassener Tag beim viktorianischen Picknick, ein aufregender Tag auf einem Fantasy-Spektakel wie der Annotopia oder Mittelaltermarkt, einem ruhigen Abend auf dem Sofa oder einfach ein weiterer Morgen, an dem sie uns mit ihrem fröhlichen Kuscheln weckt. 

Hazel ist unser Herz auf vier Pfoten, und wir sind unendlich dankbar, dass sie wir uns gefunden haben. 

Bei Ihrer ersten Zeitreise hat Hazel die Herzen aller Zeitreisenden in Bad Mergentheim auf der Annotopia im Sturm erobert.

Saskia steht am Rande eines idyllischen Waldwegs und zückt ihr Smartphone.

Ein alter hölzerner Wegweiser ragt aus dem Boden, verwittert, charmant, von Moos überzogen – ein Motiv, wie gemacht für ein atmosphärisches Foto. 

Sie hält das Handy hoch, tippt einmal auf den Bildschirm, klick. 

Schon ist das Bild im Kasten. 

Doch beim späteren Betrachten fällt auf: Der Richtungspfeil auf dem Schild, das eigentliche Informationszentrum des Motivs, ist nur zur Hälfte im Bild. 

Der Bildausschnitt ist unbedacht gewählt, der Rahmen knapp, der Fokus beliebig. 

Dennoch postet Saskia das Foto mit stolzgeschwellter Brust und dem Hashtag „#FotografieLiebhaberin”.

Die Reaktionen ihrer Follower sind enthusiastisch – nicht wegen der Komposition, sondern wegen des Blau-Filters.

In einer Zeit, in der nahezu jeder ein Smartphone mit hochauflösender Kamera in der Tasche trägt, ist der Begriff „Fotograf“ zunehmend entwertet worden. 

Was früher eine Kunstform war, für die man sich jahrelang Technik, Komposition und das Spiel mit Licht und Schatten aneignen musste, ist heute oft zur bloßen Betätigung des Auslösers verkommen. 

Viele, die tagtäglich unzählige Fotos machen, halten sich selbst für begnadete Fotografen – nicht etwa, weil sie besondere Bilder schaffen, sondern schlicht, weil sie viele machen.

Die digitale Bilderflut hat die Schwelle zum „Ich-bin-Fotograf“-Status drastisch gesenkt. 

Auf sozialen Netzwerken reicht ein ästhetischer Filter, ein verschwommenes Bokeh oder ein „zufälliger“ Sonnenuntergang im Hintergrund, um den Eindruck von Professionalität zu erwecken. 

Dabei wird oft übersehen, was ein gutes Foto tatsächlich ausmacht: Bildkomposition, Tiefenschärfe, der bewusste Einsatz von Linien, Farben und Perspektiven – und nicht zuletzt das Gespür für den richtigen Moment.

Kritisch fällt auf, dass viele dieser Möchtegern-Fotografen zentrale Grundregeln der Bildgestaltung ignorieren oder gar nicht kennen. 

Relevante Elemente werden achtlos angeschnitten, der Goldene Schnitt bleibt ungenutzt, und statt eines klaren Motivs gibt es visuelles Chaos. 

Hauptsache, der Auslöser klickt – egal ob das Resultat dem Betrachter etwas erzählt oder nicht. 

Dass gerade am Rand eines Bildes die visuelle Balance entschieden wird, interessiert scheinbar kaum jemanden. 

Es ist ein Dilettantismus, der oft durch teure Ausrüstung oder technische Spielereien kaschiert werden soll.

Der Irrtum liegt in der Annahme, dass Quantität, Technik oder Preis die Qualität ersetzen können. 

Doch wahre Fotografie beginnt nicht mit dem Kauf der neuesten Kamera, sondern mit dem bewussten Sehen. 

Es geht darum, den Blick zu schulen, Bedeutung zu erkennen und eine Geschichte im Bild zu erzählen. 

Ein wirklich guter Fotograf kann mit einem simplen Handyfoto mehr Emotionen und Ästhetik transportieren als ein Hobby-Knipser mit einer 3000-Euro-Spiegelreflexkamera.

Natürlich muss sich Fotografie weiterentwickeln und darf demokratisch sein – sie soll nicht elitär sein. 

Aber wenn jeder, der wahllos auf den Auslöser drückt, sich als „Fotograf“ bezeichnet, verliert der Begriff seine Bedeutung. 

Wie in jeder Kunstform sollte auch hier gelten: Qualität vor Quantität. 

Und vor allem: Demut vor dem Handwerk.

Denn am Ende zählt nicht, wie viele Bilder jemand schießt – sondern ob eines davon im Gedächtnis bleibt.

Saskia postet unter ihr halbes Wegweiserschild ein Zitat von Ansel Adams: 

„Ein gutes Foto ist ein Foto, das man länger als eine Sekunde anschaut.“

Sie bekommt 28 Likes.

Niemand merkt, dass der Pfeil fehlt.

In der modernen Welt hat sich eine eigenartige Sucht breitgemacht: die permanente Erreichbarkeit. 

Wer einmal auf das ständige Handy-Geklingel, die aufblinkenden Nachrichten oder die E‑Mails, die im Sekundentakt eintreffen, konditioniert ist, scheint nicht mehr ohne leben zu können.
Diese dauerhafte Verbindung zur digitalen Welt hat jedoch nicht nur den Alltag revolutioniert, sondern auch zu sonderbaren und teils absurden Verhaltensweisen geführt.

Stellen wir uns folgende Szene vor: 

Ein Mann steigt ins Taxi, tippt wie selbstverständlich auf seinem Handy herum – oder telefoniert – und murmelt beiläufig „Hackstraße 20, Stuttgart”.
Der Fahrer soll nun wissen, dass dies nicht nur ein Satz ist, sondern die Aufforderung, genau dorthin zu fahren – ohne dass der Mann ihn dabei ansieht oder seinen Blick auch nur einen Augenblick vom Display hebt.

Es scheint, als hätte die Vorstellung, dass man immer online ist, den Kontakt zu realen Menschen entbehrlich gemacht.

Oder wir finden uns in einem Supermarkt wieder, an der Kasse. 

Die Kassiererin scannt routiniert die Waren eines Kunden, der währenddessen ein Telefonat führt und sich kaum rührt.
Sie fragt, wie er bezahlen möchte, aber er spricht nur weiter ins Telefon und erwartet dennoch, dass sie irgendwie bemerkt, dass er mit Karte bezahlen will – vermutlich durch die Art, wie er das Portemonnaie in der Hand hält.
Eine wortlose Interaktion, in der jede Kommunikation über Handzeichen und Blicke erfolgt, statt über Worte. 

Als würde das reale Leben um ihn herum zum Hintergrundrauschen in einem endlosen Strom digitaler Signale.

In Cafés sieht man Menschen nebeneinander sitzen, jeder in seine eigene digitale Welt vertieft, kaum ein Wort wird gewechselt. 

Auf der Straße sieht man Fußgänger, die blindlings mit gesenktem Kopf in ihr Handy starren, selbst wenn sie eine Straße überqueren. 

Die Sucht, immer erreichbar zu sein, hat sie ihrer eigenen Wahrnehmung beraubt. 

Alles, was jenseits des Handybildschirms existiert, wird als unwichtig, ja sogar störend empfunden.

Dieses Verhalten lässt sich an fast jedem Ort beobachten. 

In Arztpraxen, Wartezimmern oder in der U‑Bahn sitzen Menschen dicht beieinander, aber jeder für sich allein. 

Gespräche finden immer seltener statt, und wenn, dann über ein Mobiltelefon oder ein Tablet, statt mit den realen Personen, die direkt neben ihnen sitzen. 

Das Smartphone scheint heute der wichtigste Gesprächspartner zu sein, und man könnte meinen, das menschliche Miteinander sei unwichtig geworden. 

Wer braucht schon echten Austausch, wenn man jederzeit Freunde in allen Ecken der Welt erreichen kann?

Doch das wohl kurioseste Beispiel für dieses Verhalten findet sich im Straßenverkehr. 

In einer Szene, die geradezu wie eine Satire auf die moderne Zeit wirkt, wird ein junger Mann von der Polizei angehalten, weil er beim Fahren auf sein Handy geschaut hat.
Der Polizist nähert sich ihm und bittet ihn freundlich, das Handy wenigstens jetzt zur Seite zu legen.
Die Antwort des Fahrers: „Nein, ich bin ja sowieso erwischt worden. Jetzt ist es auch egal.“ 

So dreist und selbstverständlich ist die Haltung mancher, dass es sogar Gesetze und Vorschriften überlagert – eine Unverfrorenheit, die zeigt, wie tief die Sucht nach digitaler Erreichbarkeit bereits verwurzelt ist.

Diese Entwicklung stellt eine erhebliche gesellschaftliche Herausforderung dar. 

Die Menschen entwöhnen sich zunehmend der unmittelbaren sozialen Interaktion, sie gewöhnen sich daran, ansprechbar zu sein, ohne wahrzunehmen. 

Ein „Ich bin da“, das immer seltener bedeutet, dass man auch wirklich präsent ist.

„Wo ist der Papa?”

Ein Drama in der Tierarztpraxis

Die Tierarztpraxis – ein Ort, der irgendwo zwischen Spannung, Langeweile und Massenhysterie schwebt.

Für die Tiere eine Mischung aus Abenteuerpark und Horrorfilm, für die Menschen eine seltene Gelegenheit, ihre Geduld und Smalltalk-Künste auf die Probe zu stellen.

Doch an diesem Morgen in der Praxis von Dr. Fellfreund (realer Name bekannt) geschah etwas, das selbst die stoischsten Katzen und ihre genervten Besitzer ins Grübeln brachte.

Es begann, wie es oft beginnt …

Ein altes Ehepaar betrat den Raum.
Zwischen ihnen, an einer leuchtend roten Leine, trottete ein mittelgroßer Hund herein – nervös schnüffelnd, die Ohren leicht angelegt.
Seine Rute zuckte, und er warf Blicke voller Misstrauen in alle Ecken des Wartezimmers.
Jeder in der Praxis wusste sofort:

Der hier hat schlechte Erfahrungen mit Metalltischen gemacht.

Das Ehepaar setzte sich mit geübten Bewegungen auf die wartenden Plastikstühle.
Die Frau blätterte pflichtbewusst in einer Illustrierten, als suche sie darin die Lösung aller tiermedizinischen Probleme.

Der Mann hingegen hatte eine andere Strategie.

„Wo ist der Papa?“, fragte er plötzlich und schaute den Hund dabei an, als wäre diese Frage das Nonplusultra der intellektuellen Anregung.

Der Hund, der ohnehin schon nervös war, hielt kurz inne.

Seine Ohren zuckten.

Ein „Papa“?

Wo?

Und wer?

Mit einer Mischung aus Skepsis und Interesse begann er sich umzusehen.

„Wo ist der Papa?“, wiederholte der Mann, diesmal etwas lauter.

Die anderen Wartenden – ein Mix aus gelangweilten Katzenbesitzern, einer Frau mit einem Kaninchen in einer Transportbox und einem Mann, der aussah, als würde sein Jack-Russell-Terrier gleich die Praxis auf den Kopf stellen – richteten sich unwillkürlich auf.

Was war das für eine Methode?

Ein Geheimtrick gegen Hunde-Langeweile?

Eine Form der Tierhypnose?

Doch statt Erleuchtung verbreitete sich in der Praxis eher ein Gefühl von peinlicher Fremdscham.

„Wo ist der Papa?“, fragte der Mann erneut.

Diesmal klang es fast verzweifelt.

Der Hund, mittlerweile überfordert, wedelte hektisch mit der Rute, sprang auf und suchte mit weit aufgerissenen Augen nach dem ominösen „Papa“.

Ein leises Räuspern ging durch das Wartezimmer.

Die Kaninchenbesitzerin kicherte nervös, und selbst die Katze einer älteren Dame schien irritiert, so weit Katzen eben irritiert sein können.

„Vielleicht sollten Sie ihm einfach ein Leckerli geben“, murmelte jemand leise, doch der Mann ließ sich nicht beirren.

Es schien, als hätte er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Hund von seiner Existenzkrise zu erlösen.

„Da ist der Papa!“, rief er schließlich, nachdem der Hund vergeblich die Umgebung abgesucht hatte.
Der Hund starrte ihn an, sein Blick ein Mix aus Erleichterung und blankem Unverständnis.

Die Stimmung im Wartezimmer war nun endgültig gekippt.

Die anderen Menschen sahen einander an, tauschten bedeutungsvolle Blicke, und man konnte förmlich hören, wie sie dachten:

Was läuft da bitte falsch?

Doch das Ehepaar störte sich nicht daran.
Der Mann lehnte sich zufrieden zurück, während der Hund immer noch mit halbgeschlossenen Augen über die „Papa“-Debatte nachdachte.

„Der Hund wird sicher bald dran sein“, flüsterte die Frau mit dem Kaninchen. „Ich hoffe, der Arzt untersucht auch den Mann.“

Oberflächlichkeit und Ignoranz

Ein Blick auf die kulturelle Wissensarmut unserer Gesellschaft

In einer Welt voller Informationen und endloser Möglichkeiten zur Bildung zeigt sich eine besorgniserregende Tendenz: 

Viele Menschen kratzen nur an der Oberfläche des Wissens. 

Sie scheinen kaum Interesse an tiefgründigem Verstehen zu haben, und was sie zu wissen glauben, ist oft ein Sammelsurium falsch verstandener Fakten und Halbwahrheiten. 

Wissen wird heute nicht mehr sorgfältig erworben, sondern oft flüchtig überflogen oder in schnellen Google-Suchen gestückelt aufgenommen. 

Ein negatives Beispiel dafür ist die Reaktion vieler auf historische Ereignisse oder wissenschaftliche Erkenntnisse – Bereiche, die tiefgehende Faszination und Neugierde hervorrufen könnten, doch stattdessen in banalem Smalltalk untergehen.

Stellen wir uns folgende Szene vor: 

Jemand berichtet von einem faszinierenden Phänomen, das die Menschen vor beinahe einem Jahrtausend in Staunen versetzte.
Es geht um eine Supernova, die im Jahr 1054 von chinesischen Astronomen am Himmel beobachtet wurde.
Dieser gewaltige Sternen-Tod war so hell, dass er tagelang mit bloßem Auge sichtbar war und zur Entstehung des sogenannten Krebsnebels führte. 

Ein solches Ereignis erzählt von kosmischer Geschichte, von Leben und Tod im Universum, von der unendlichen Dynamik des Himmels, doch die Reaktion des Zuhörers bringt die Ignoranz und die Tendenz zu Oberflächlichkeiten auf den Punkt: 

Statt das Erzählen zum Anlass zu nehmen, um Fragen zu stellen oder ein tieferes Interesse zu entwickeln, murmelte der Zuhörer ahnungslos: 

„Ach, das war doch der Stern der Weisen.“

Der Stern der Weisen? 

Man spürt förmlich, wie das Verständnis versagt. 

Tatsächlich verwechselt der Zuhörer den „Stein der Weisen“ – ein mythologisches Symbol aus der Alchemie für das Streben nach Wissen und Unsterblichkeit – mit einem tatsächlichen Stern. 

Statt die beeindruckende Geschichte des Universums auf sich wirken zu lassen, verfängt er sich in seiner eigenen Vorstellung, die mit der Realität nichts zu tun hat.

Solche Momente sind mehr als nur kleine Missverständnisse; sie sind symptomatisch für eine Kultur, in der Wissen oft nur in oberflächlichen Happen konsumiert wird und Tiefgang zur Seltenheit wird. 

Es gibt eine verbreitete Tendenz, Geschichte und Wissenschaft als bloße Informationshäppchen abzufertigen, die keinen persönlichen Wert besitzen. 

Der Ausdruck „Stern der Weisen“ klingt poetisch und könnte an etwas Tiefsinniges erinnern, doch das Verständnis und das Wissen, das dahinterstehen sollte, fehlt.

Das eigentliche Problem ist nicht die Unwissenheit an sich – nicht jeder muss ein Experte in Astronomie oder Geschichte sein – sondern die Arroganz und die Gleichgültigkeit, mit der fehlendes Wissen oft verdeckt wird. 

Anstatt einfach zuzugeben, dass man etwas nicht weiß oder mehr darüber lernen möchte, verfallen viele Menschen in Halb- und Pseudowissen, das sie nur am Rande verstanden haben. 

Hier drängt sich eine Frage auf: 

Woher kommt diese Selbstzufriedenheit? 

Warum suchen Menschen nicht nach Antworten und bleiben stattdessen bei vagen Vermutungen und der ersten, einfachsten Assoziation, die ihnen einfällt?

Vielleicht liegt die Ursache in der Schnelllebigkeit unserer Zeit, in der Informationen so schnell wie nie zuvor verfügbar sind. 

Das Internet bietet uns zwar Zugang zu unendlichem Wissen, doch die Bereitschaft, sich eingehend damit zu befassen, ist gesunken. 

Wissen ist in Gefahr, seinen Wert zu verlieren, wenn es nur als Statussymbol oder als Alibi für ein Pseudo-Interesse dient.

Die Oberflächlichkeit wird zu einer kulturellen Gefahr. 

Menschen, die nicht bereit sind, sich mit dem Wesen und den Details der Welt auseinanderzusetzen, können kaum tiefgehende Gespräche führen oder neue Ideen entwickeln. 

Wahres Interesse am Wissen, am Verstehen und an der Welt scheint langsam zu erlöschen.

Viele Menschen verfallen dem Irrglauben, ihr finanzieller Erfolg mache sie zu besseren Menschen. 

Dieser Wahn materialistischer Überlegenheit führt zu einer tief verwurzelten Überheblichkeit, die ihr gesamtes Weltbild vergiftet. 

Sie betrachten sich selbst durch eine rosarote Brille der Selbstgerechtigkeit, in der sie keine Fehler mehr erkennen können – oder wollen. 

Jede Handlung, jede Entscheidung, jedes Wort wird von ihnen als unfehlbar interpretiert, während sie gleichzeitig mit messerscharfer Genauigkeit die Schwächen anderer analysieren, um diese bloßzustellen. 

Es ist ein perverses Spiel der Selbstbestätigung.

Indem sie andere erniedrigen, versuchen sie, sich selbst auf ein Podest zu stellen, das in Wahrheit auf tönernen Füßen steht, doch kein noch so hoher Geldbetrag kann die Tatsache verschleiern, dass diese Menschen in ihrer geistigen Entwicklung stagnieren – ja, sogar rückwärts gehen. 

Sie sind Sklaven ihres eigenen Hochmuts, der sie blind macht für die einfache Wahrheit, dass wahre Größe niemals aus der Herabwürdigung anderer entsteht.

Die Wurzeln dieses Verhaltens liegen oft in einer tiefen Unsicherheit, die hinter der Fassade des Reichtums verborgen wird. 

Wer wirklich von seinem eigenen Wert überzeugt ist, braucht niemanden zu demütigen, um sich selbst zu bestätigen, aber diese Menschen haben ihr Selbstwertgefühl an materielle Dinge geknüpft – an Kontostände, Markenklamotten, protzige Autos und prestigeträchtige Titel. 

Sie haben verlernt, sich selbst jenseits dieser Äußerlichkeiten zu definieren, und so wird ihr ganzes Dasein zu einer einzigen Inszenierung, bei der sie die Hauptrolle spielen – zumindest in ihren eigenen Augen. 

In Wirklichkeit sind sie nichts weiter als Marionetten ihres eigenen Geltungsdrangs, der sie dazu treibt, jeden sozialen Kontakt in einen Wettbewerb zu verwandeln. 

Selbst ein harmloses Gespräch wird für sie zur Bühne, auf der sie beweisen müssen, dass sie klüger, erfolgreicher, einfach besser sind als ihr Gegenüber.

Was gewinnen sie damit? 

Kurzfristig mögen sie sich überlegen fühlen, doch langfristig isolieren sie sich selbst, denn niemand möchte auf Dauer mit jemandem Umgang haben, der jeden Dialog in ein Machtspiel verwandelt. 

Ihre Beziehungen werden oberflächlich, ihre Freundschaften berechnend, und selbst ihre Familie behandeln sie oft wie Statisten in ihrem eigenen Lebensfilm. 

Sie merken nicht, wie sie sich in ihrem selbstgeschaffenen Gefängnis aus Arroganz und Selbstüberschätzung einsperren. 

Und das Tragischste daran? 

Sie halten dieses Gefängnis für einen Palast.

Dennoch können sie der Realität nicht ewig entfliehen. 

Irgendwann kommt der Moment, in dem sie – vielleicht in einer stillen Nacht, wenn all der Lärm des Tages verklungen ist – spüren, dass etwas fehlt. 

Da ist eine Leere, die kein Geld der Welt füllen kann. 

Da ist die Erkenntnis, dass sie zwar bewundert, aber nicht geliebt werden; dass sie zwar gefürchtet, aber nicht respektiert werden. 

Doch statt sich dieser unbequemen Wahrheit zu stellen, betäuben sie sie mit noch mehr Konsum, noch mehr Statussymbolen, noch mehr Verachtung für diejenigen, die „nicht so erfolgreich” sind wie sie selbst. 

Es ist ein Hamsterrad, aus dem sie nur ausbrechen könnten, wenn sie den Mut hätten, ihr eigenes Spiegelbild ohne die Verzerrungen von Reichtum und Einfluss zu betrachten.

Am Ende bleibt nur eine ernüchternde Wahrheit.

Diese Menschen sind zwar materiell reich, aber geistig ganz arm. 

Ihr Leben ist eine Ansammlung von Prestigeprojekten, doch ihr Charakter ist ein Trümmerfeld. 

Sie haben vergessen, was es bedeutet, menschlich zu sein – mit Fehlern, mit Schwächen, aber auch mit der Fähigkeit zu wachsen und sich zu verändern. 

Stattdessen haben sie sich in eine Illusion von Perfektion geflüchtet, die sie unerreichbar über alle anderen stellt – zumindest in ihren eigenen Augen. Doch die Welt sieht sie längst so, wie sie wirklich sind: nicht als strahlende Sieger, sondern als tragische Figuren, die im Rausch des Geldes ihre eigene Menschlichkeit verloren haben.

Und so wird ihr Reichtum am Ende zu ihrem größten Fluch, denn was nützt all das Geld, wenn man damit nichts als Einsamkeit kaufen kann? 

Was bringt Macht, wenn sie nur dazu dient, andere zu unterdrücken, anstatt sie zu stärken? 

Was nutzt Erfolg, wenn er auf dem Rücken anderer erkämpft wurde und nicht aus eigener Kraft? 

Sie mögen Villen besitzen, aber keine Heimat. 

Sie mögen Diener haben, aber keine Freunde. 

Sie mögen bewundert werden, aber niemand wird sie jemals aufrichtig lieben.

Doch die bitterste Ironie ist, dass sie selbst es sind, die sich dieses Schicksal auferlegt haben. 

Niemand hat sie gezwungen, ihr Herz gegen einen Stein einzutauschen. 

Niemand hat sie gezwungen, Mitgefühl gegen Kalkül zu tauschen. 

Sie haben sich freiwillig für diesen Weg entschieden – und werden ihn weitergehen, bis sie irgendwann erkennen, dass all ihr Reichtum sie nicht davor bewahren kann, am Ende mit leeren Händen dazustehen. 

Denn was zählt am letzten Tag nicht, wie viel man besaß, sondern wie man lebte – und diese Menschen haben verlernt, wirklich zu leben.

Materieller Reichtum ohne geistige Reife ist wie ein prunkvoller Sarg: schön anzusehen, aber am Ende doch nur ein Gefäß für etwas, das längst tot ist.

Diese Geschichte, die zweite der Zeitretter-Brigade, kam mir direkt in den Sinn, als ich die erste fertiggestellt und online veröffentlicht hatte. 

Vielleicht inspirieren mich die Abenteuer der Zeitretter noch zu weiteren spontanen Ideen, die ich in zukünftigen Geschichten weiterentwickle.

Die Zeitretter-Brigade: Kleopatras Toaster

Dr. Elsa Moron seufzte tief, als sie den schrillen Alarm ihres Zeit-O-Maten hörte.
Das kleine Gerät an ihrem Handgelenk blinkte in einem beunruhigenden Rot und vibrierte so stark, dass es fast von ihrem Arm zu springen drohte.

Schon wieder eine Krise in der Zeitlinie. Sie warf einen Blick auf ihre Teammitglieder, die in verschiedenen Stadien der Bereitschaft – oder eher des Mangels daran – im Kontrollraum ihrer geheimen Zeitrettungszentrale verteilt waren.

Da war Max, der übereifrige Geschichtsstudent, der aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her wippte, als hätte er gerade zehn Espressi auf ex in fünf Sekunden getrunken.
Seine Augen leuchteten vor Begeisterung, und er hatte bereits sein Notizbuch gezückt, bereit, jedes noch so kleine Detail ihrer bevorstehenden Mission festzuhalten.

Neben ihm saß Zoe, die gelangweilte Technikerin, die mehr Interesse an ihrem Smartphone zu haben schien als an der drohenden Zeitkatastrophe.
Sie kaute träge an einem Kaugummi und scrollte durch ihre Social-Media-Feeds, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt – oder in der Zeit.

Und dann war da noch Finn, der pessimistische Philosoph, der mit verschränkten Armen in der Ecke lehnte und aussah, als würde er jeden Moment eine Abhandlung über die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen vom Stapel lassen.

„Okay, Leute”, verkündete Elsa, ihre Stimme eine Mischung aus Autorität und unterdrückter Verzweiflung. „Diesmal müssen wir verhindern, dass Kleopatra statt mit einer Schlange mit einem Toaster Selbstmord begeht.”

Max sprang so schnell auf, dass sein Stuhl umkippte. „Cool! Ich wollte schon immer das alte Ägypten sehen!”, rief er begeistert.
Seine Augen glänzten vor Vorfreude, als würde er zu einem Ausflug in einen Vergnügungspark aufbrechen und nicht zu einer potenziell weltverändernden Mission.

Zoe rollte mit den Augen so heftig, dass man fast befürchten musste, sie würden in ihrem Kopf stecken bleiben.

„Toll. Noch eine Zeitperiode ohne WLAN”, murrte sie und steckte widerwillig ihr Smartphone weg. „Wie soll ich denn ohne meine Lieblings-Apps überleben?”

„Warum bemühen wir uns überhaupt?”, grummelte Finn aus seiner Ecke.

Seine Stimme triefte vor Sarkasmus und einer Prise existenzieller Krise.

„Die Geschichte findet sowieso immer einen Weg, sich selbst zu korrigieren. Wir sind nur Sandkörner im großen Getriebe des Universums.”

Elsa ignorierte die verschiedenen Reaktionen ihres Teams und begann, die Koordinaten in ihre Zeitmaschine einzugeben.

Das Gerät, eine faszinierende Mischung aus Steampunk-Ästhetik und futuristischer Technologie, summte leise, als es zum Leben erwachte.

„Denkt daran”, ermahnte sie ihre Crew, während sie letzte Vorbereitungen trafen, „wir müssen vorsichtig sein. Jede noch so kleine Veränderung in der Vergangenheit könnte katastrophale Auswirkungen auf unsere Gegenwart haben.”

Max nickte eifrig, während er versuchte, sein überdimensioniertes Geschichtsbuch in seine ohnehin schon übervolle Tasche zu quetschen.
Zoe murmelte etwas Unverständliches, das verdächtig nach „Wer braucht schon die Gegenwart?” klang, und Finn… nun, Finn sah aus, als hätte er gerade beschlossen, dass dies der perfekte Moment für eine improvisierte Vorlesung über Schrödingers Katze wäre.

Sie aktivierten ihre Zeitmaschine, die mit einem Geräusch zum Leben erwachte, das irgendwo zwischen dem Surren einer überdimensionalen Biene und dem Grollen eines sehr müden Drachen lag.
In einem Wirbel aus Licht und einem Gefühl, als würden sie durch einen sehr engen, sehr langen Strohhalm gesaugt, materialisierten sie sich im alten Alexandria.

Die Hitze traf sie wie eine Wand, gefolgt von einer Welle exotischer Gerüche – Gewürze, Weihrauch und etwas, das verdächtig nach Kamel-Dung roch.
Max war sofort in seinem Element und begann, wild in sein Notizbuch zu kritzeln, während Zoe verzweifelt nach einem WLAN-Hotspot suchte.

Zu ihrer Überraschung fanden sie Kleopatra nicht, wie erwartet, in ihren königlichen Gemächern, sondern in der Palastküche, wo sie fasziniert einen chromblitzenden Toaster betrachtete, der wie ein Anachronismus auf dem rustikalen Holztisch thronte.

„Woher hat sie den?”, flüsterte Elsa, ihre Stimme eine Mischung aus Verwirrung und Entsetzen.

„Ups”, murmelte Max, plötzlich sehr interessiert an seinen Schuhspitzen. „Ich glaube, den habe ich beim letzten Einsatz in den 50ern verloren. Wer hätte gedacht, dass er den Weg hierher finden würde?”

Zoe stöhnte so laut, dass einige Palastwachen misstrauisch in ihre Richtung blickten.

„Toll gemacht, Herr Historiker. Vielleicht sollten wir dich das nächste Mal in einer Zeitkapsel einschließen.”

Finn, der die ganze Situation mit einer Mischung aus Amüsement und Resignation beobachtete, murmelte: „Seht ihr? Das ist genau der Grund, warum ich Technologie hasse. Erst bringt sie uns Atombomben, und jetzt bedroht sie das alte Ägypten mit Toast.”

Sie näherten sich vorsichtig der Königin, die so in die Betrachtung des Toasters vertieft war, dass sie die seltsam gekleideten Eindringlinge zunächst gar nicht bemerkte.
Elsa räusperte sich sanft, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.

„Entschuldigung, Ihre Majestät. Wir müssen dieses … ähm … göttliche Artefakt konfiszieren.”

Kleopatra drehte sich um, den Toaster so fest umklammernd, als wäre er der wertvollste Schatz ihres Reiches.
Ihre Augen blitzten gefährlich.

„Niemals! Dies ist ein Geschenk der Götter! Es verwandelt Brot in… verbranntes Brot! Es muss ein Zeichen sein!”

Max, der seine Chance witterte, Geschichte aus erster Hand zu erleben, trat vor.

„Ähm, Majestät, wenn ich erklären dürfte: Dieses Gerät ist eigentlich ein… ein Prüfstein für Herrscherinnen! Ja, genau! Nur die Würdigsten können es richtig benutzen, ohne das Brot zu verbrennen.”

Kleopatra’s Augen weiteten sich.

„Ein Prüfstein? Aber ich habe es noch nicht geschafft, essbares Brot daraus zu gewinnen…”

Zoe, die die Gelegenheit erkannte, mischte sich ein.

„Genau deshalb müssen wir es mitnehmen. Es … es muss neu kalibriert werden! In den Werkstätten der Götter!”

Finn seufzte tief.

„Sehen Sie? Das ist genau der Grund, warum ich die Menschheit für den Untergang geweiht halte. Wir lügen sogar Königinnen an, nur um einen Toaster zu retten.”

Was folgte, waren stundenlange Verhandlungen, die das diplomatische Geschick des Teams auf die Probe stellten.

Es gab drei Beinahe-Verhaftungen – eine davon, weil Max es nicht lassen konnte, Selfies mit antiken Statuen zu machen –, zwei improvisierte Götterorakel (dank Zoes erstaunlichen Bauchredner-Fähigkeiten) und ein spontanes Musical über die Gefahren von Badezimmerelektronik, das Finn widerwillig aufführen musste, um die Wachen abzulenken.

Schließlich, als die Sonne bereits unterging und alle am Rande eines Nervenzusammenbruchs standen, gelang es dem Team, den Toaster in die Hände zu bekommen.

Elsa, erschöpft, aber erleichtert, wandte sich an Kleopatra. 

„Ihre Majestät, vielleicht wäre es weiser, sich auf traditionellere … ähm … Abschiedsmethoden zu konzentrieren? Ich hörte, Schlangen seien sehr königlich.”

Kleopatra, die immer noch enttäuscht über den Verlust ihres „göttlichen Artefakts” war, nickte zögernd.

„Nun gut. Aber diese Schlange wird ein ebenso beeindruckendes, wenn nicht sogar besseres, Spektakel liefern wie euer brotverbrennender Gott!”

Zurück in ihrer Zeitmaschine atmeten alle erleichtert auf.
Die Anspannung der letzten Stunden fiel von ihnen ab wie eine schwere Last.

„Puh, das war knapp”, sagte Elsa, während sie die Koordinaten für ihre Rückreise eingab. „Gute Arbeit, Team. Die Zeitlinie ist wieder sicher. Ich glaube, wir haben es geschafft, ohne zu viel Schaden anzurichten.”

Max grinste stolz.

„Seht ihr? Geschichte ist cool! Und jetzt habe ich genug Material für meine Doktorarbeit: ‚Die kulinarischen Präferenzen ägyptischer Königinnen und ihr Einfluss auf moderne Küchengeräte’.”

Zoe, die endlich wieder Empfang auf ihrem Smartphone hatte, scrollte durch die Nachrichten.

„Na ja, zumindest hat sich in unserer Zeit nichts Großes verändert. Obwohl … seit wann gibt es eigentlich pyramidenförmige Toaster?”

Finn öffnete den Mund, zweifellos um einen weiteren pessimistischen Kommentar abzugeben, wurde aber vom erneuten Piepen des Zeit-O-Maten unterbrochen.

Zoe, die als Erste die Nachricht las, brach in schallendes Gelächter aus.

Die anderen starrten sie an, eine Mischung aus Neugier und Furcht in ihren Gesichtern. 

„Ihr werdet es nicht glauben”, prustete sie zwischen Lachsalven. „Anscheinend haben wir gerade versehentlich die Erfindung des Döners um 2000 Jahre vorverlegt.”

Max’ Augen leuchteten auf.

„Cool! Lunch in Konstantinopel? Ich sterbe für einen guten Döner!”

Elsa massierte sich die Schläfen und fragte sich, nicht zum ersten Mal, warum sie sich freiwillig für diesen Job gemeldet hatte.

„Na gut”, seufzte sie resigniert. „Aber diesmal nehmen wir keine Küchengeräte mit. Und Max, um Himmels willen, lass dein Smartphone hier!”

Finn, der schon auf dem Weg zur Zeitmaschine war, murmelte: „Wisst ihr, vielleicht ist das der Grund, warum die alten Kulturen untergegangen sind. Nicht wegen Kriegen oder Naturkatastrophen, sondern wegen Zeitreisenden, die ihnen Fast Food und Elektrogeräte unterjubeln.”

Während die Zeitmaschine erneut zum Leben erwachte, dachte Elsa bei sich, dass es wirklich ein sehr, sehr langer Tag werden würde.

Aber hey, zumindest würde es Döner geben.

Und wer weiß, vielleicht würden sie ja nebenbei noch ein paar andere kleine Probleme in der Geschichte lösen – oder verursachen.

So oder so, das Leben als Zeitretter war nie langweilig.

Stefans Ehre

Stefan stand vor dem großen Fenster seiner kleinen Wohnung und blickte auf die Straße hinunter.
Der Regen prasselte gegen die Scheibe, als würde die Natur seinen Gemütszustand widerspiegeln. 

In seiner Hand hielt er den Brief, der ihm heute Morgen zugestellt worden war – die fristlose Kündigung, knapp zwei Wochen vor Ende seiner Probezeit. 

Seine Finger umklammerten das Papier fest, doch seine Haltung blieb aufrecht. 

Er hatte sich gewehrt, bis zum Schluss. 

Und das war es, was zählte.

Stefan war IT-Berater und MS-Office-Trainer, ein Mann, der stolz auf seine Arbeit war. 

Er hatte sich immer bemüht, seinen Klienten das Beste zu geben, sie zu motivieren und ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie brauchten, um im Berufsleben zu bestehen. 

Seine Erfolge waren messbar: Menschen, die durch seine Schulungen neue Jobs fanden, die sich in der digitalen Welt zurechtfanden, die dank seiner Unterstützung wieder Hoffnung schöpften. 

Doch all das schien in den Augen seiner Chefin, Angela, keine Rolle zu spielen.

Angela war, wie es im Bilderbuch stand, eine Narzisstin. 

Sie war selbstverliebt, eitel und hatte ein unersättliches Bedürfnis nach Bewunderung. 

Jeder Erfolg, der im Unternehmen erzielt wurde, war ihrer Meinung nach ihr Verdienst. 

Stefan hatte das schnell gemerkt, doch er hatte sich nicht unterkriegen lassen. 

Er war stets professionell geblieben, hatte seine Arbeit mit Hingabe erledigt und jeden Tag bewiesen, dass er ein wertvoller Mitarbeiter war.

Doch Angela hatte es nicht ertragen können, dass Stefan seinen eigenen Erfolg nicht bereitwillig ihr zuschrieb. 

Immer wieder hatte sie versucht, seine Leistungen als ihre eigenen darzustellen. 

„Das haben wir doch nur geschafft, weil ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe“, pflegte sie zu sagen, wenn ein Klient dank Stefans Schulungen einen Job gefunden hatte. Oder: „Ohne meine Führung wäre das nie möglich gewesen.“

Stefan hatte geschwiegen, am Anfang. 

Er hatte versucht, diplomatisch zu bleiben, die Harmonie im Team zu wahren, doch irgendwann war es ihm zu viel geworden. 

Er konnte nicht länger zusehen, wie seine Arbeit und die aller Kollegen herabgewürdigt wurde. 

Also hatte er begonnen, sich zu wehren. Immer wieder hatte er Angela darauf hingewiesen, dass es seine Schulungen, seine Methoden, sein Engagement waren, die den Unterschied machten. 

Er hatte klare Worte gefunden, ohne dabei respektlos zu werden. 

Angela hatte das als Angriff auf ihre Autorität empfunden.

Die Konflikte waren eskaliert. 

Angela hatte versucht, Stefan kleinzuhalten, ihn vor dem Team bloßzustellen, seine Erfolge zu schmälern.

Aber Stefan hatte sich nicht beirren lassen. 

Er war standhaft geblieben, hatte seine Ehre bewahrt und sich nicht dazu hinreißen lassen, sich auf ihr Niveau herabzulassen. 

Er hatte weiterhin gute Arbeit geleistet, auch wenn er wusste, dass es ihm nichts nützen würde.

Und dann war der Tag gekommen, an dem Angela ihn in ihr Büro gerufen hatte.

Ihr Lächeln war kalt gewesen, als sie ihm die Kündigung überreichte. 

„Es passt einfach nicht“, hatte sie gesagt, ohne auch nur einen Hauch von Bedauern in der Stimme. 

Stefan hatte ihr direkt in die Augen gesehen, den Brief genommen und ohne ein Wort das Büro verlassen.

Er wusste, dass es keine Diskussion gab, die etwas geändert hätte. 

Angela hatte gewonnen – zumindest in ihren Augen.

Für Stefan war das keine Niederlage. 

Er stand jetzt am Fenster, atmete tief durch und legte den Kündigungsbrief beiseite. 

Ja, es war hart, seinen Job zu verlieren. 

Aber er hatte etwas viel Wichtigeres behalten: seine Ehre. 

Er war sich selbst treu geblieben, hatte sich nicht verbogen, nicht geschmeidig gemacht, um Angelas egoistischen Spielchen zu gefallen. 

Er hatte für das eingestanden, was richtig war.

Stefan ging zum Schreibtisch und öffnete seinen Laptop. 

Er wusste, dass die Suche nach einem neuen Job nicht einfach werden würde.

Er hatte etwas, das niemand ihm nehmen konnte: seinen Selbstrespekt. 

Er würde weiterhin gute Arbeit leisten, Menschen helfen und seinen Weg gehen – aufrecht und mit klarem Blick. 

Stefan wusste, dass wahre Stärke nicht darin lag, sich anzupassen, sondern darin, sich selbst treu zu bleiben.

Und das war ein Erfolg, den niemand schmälern konnte.

Es ist längst an der Zeit, Schrödingers Katze, dieses wegweisende Opfer für die Wissenschaft, gebührend zu ehren.
Schließlich gibt es kaum eine andere Figur in der Geschichte der Naturwissenschaften, die ein so tragisches Schicksal erlitten hat – oder eben auch nicht.

Dieses Katzentier hat sich mutig, wenn auch unfreiwillig, der Komplexität des Quantenuniversums gestellt und wurde so zur Ikone der Wissenschaft.

Denken wir nur daran, wie die Katze heldenhaft in der berühmten Box verblieb, bereit, je nach Beobachtung entweder für immer zu ruhen oder weiterhin unter uns zu weilen, doch es geht um mehr als bloßes Sein oder Nichtsein: 

Die Katze hat uns Menschen gelehrt, dass es im Leben (und im Tod) nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern dass die Grauzonen eine beachtliche Rolle spielen. 

Wer könnte das besser verkörpern als ein Tier, das sowohl tot als auch lebendig ist? 

Dieser Beitrag zur Philosophie des Unbestimmten ist nicht hoch genug zu bewerten.

Ein offizieller Feiertag wäre daher mehr als gerechtfertigt. 

Jedes Jahr sollten wir innehalten und Schrödingers Katze gedenken – oder eben nicht.

Denn vielleicht gibt es sie ja gar nicht mehr, oder vielleicht war sie nie wirklich da. 

Und falls sie doch da war, dann hat sie uns die Tür zur modernen Quantenphysik geöffnet und uns gezeigt, dass wir, genau wie sie, nicht immer wissen können, in welchem Zustand wir uns befinden.

An einem solchen Feiertag könnten wir beispielsweise eine Box aufstellen, deren Inhalt niemand je kennt – ein symbolischer Akt, um die Ungewissheit zu ehren, die uns alle umgibt. 

Oder auch nicht. 

Schließlich wäre es nur konsequent, dass jeder selbst entscheiden kann, ob er den Tag feiert oder nicht, ob die Katze geehrt wird oder doch lieber in Ruhe gelassen.

Wir könnten den Tag mit einer Reihe von Veranstaltungen begehen, die sich rund um das Mysterium und das Paradoxale drehen. 

Vorträge über die Grenzen des Wissens, über die Relativität des Seins, über die Rolle des Beobachters – all das könnte im Zeichen der Katze stehen. 

Aber natürlich könnte all das auch einfach nur eine leere Box sein. Wir wissen es nicht.

Letztendlich ist es unerlässlich, Schrödingers Katze in den Kreis der verdienten wissenschaftlichen Märtyrer aufzunehmen – für ihren Beitrag zur Quantenmechanik, zur Philosophie und zum allgemeinen Verständnis des Universums.

Oder eben nicht.

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