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KI als Sündenbock

Wie Verschwörungstheoretiker Technologie für ihre Zwecke instrumentalisieren

In den letzten Jahren hat sich die Debatte um künstliche Intelligenz (KI) stark intensiviert. 

Während einige die Vorteile und Möglichkeiten dieser Technologie betonen, nutzen andere die Ängste und das Unwissen vieler Menschen aus, um ihre eigenen Agenden voranzutreiben. 

Besonders auffällig ist dies bei Weltverschwörungstheoretikern, darunter auch Klimawandelleugner, die behaupten, Medienunternehmen würden über bestimmte Themen berichten, weil KIs eigenständig Inhalte generieren und dabei „halluzinieren“.

Diese Behauptung ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich, da sie gezielt Desinformation verbreitet und das Vertrauen in seriöse Medien untergräbt.

Die zunehmende Verbreitung von KI-Technologien hat zu einer Flut von Informationen und Meinungen geführt, die es für den Durchschnittsbürger immer schwieriger macht, Fakten von Fiktion zu unterscheiden. 

In diesem Kontext ist es von entscheidender Bedeutung, die Mechanismen und Absichten hinter solchen Verschwörungstheorien zu verstehen und zu entlarven.

Künstliche Intelligenz hat in vielen Bereichen unseres Lebens Einzug gehalten, von der Sprachassistenz bis hin zur medizinischen Diagnostik. 

Diese Technologien basieren auf komplexen Algorithmen und großen Datenmengen, die es ihnen ermöglichen, Muster zu erkennen und Vorhersagen zu treffen, doch trotz ihrer Fortschritte und Vorteile gibt es auch berechtigte Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Ethik und Sicherheit.

Diese Bedenken werden von Verschwörungstheoretikern aufgegriffen und verzerrt dargestellt, um ihre eigenen Narrative zu stützen. 

Ein besonders eklatantes Beispiel ist die Behauptung, KIs würden eigenständig und unkontrolliert Inhalte generieren, die dann von Medienunternehmen ungeprüft übernommen werden oder die direkt von den KIs veröffentlicht würden, ohne dass jemand es merkt beziehungsweise kontrolliere. 

Diese Behauptung ignoriert nicht nur die technischen und ethischen Standards, die bei der Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien gelten, sondern auch die Verantwortung und Sorgfaltspflicht der Medien.

Um zu verstehen, warum die Behauptung, KIs würden „halluzinieren“, irreführend ist, ist es wichtig, die technischen Grundlagen dieser Technologien zu betrachten. 

KI-Modelle, insbesondere solche, die auf maschinellem Lernen basieren, werden mit großen Datenmengen trainiert.
Sie lernen Muster und Zusammenhänge in diesen Daten zu erkennen und können dann auf der Grundlage dieser Muster Vorhersagen treffen oder Inhalte generieren.

Der Begriff „Halluzination“ bezieht sich in diesem Kontext auf Situationen, in denen ein KI-Modell Informationen generiert, die nicht auf den Trainingsdaten basieren. 

Dies kann beispielsweise geschehen, wenn das Modell versucht, Lücken in den Daten zu füllen oder wenn es mit unvollständigen oder widersprüchlichen Informationen konfrontiert wird. 

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese „Halluzinationen“ kein Zeichen für eine eigenständige oder unkontrollierte Handlung der KI sind, sondern vielmehr ein Indikator für die Grenzen und Herausforderungen dieser Technologien.

Verschwörungstheoretiker nutzen gezielt die Ängste und das Unwissen vieler Menschen aus, um ihre eigenen Agenden voranzutreiben. 

Indem sie behaupten, KIs würden eigenständig Inhalte generieren und verbreiten, schaffen sie ein Feindbild, das leicht zu bekämpfen ist. 

Gleichzeitig untergraben sie das Vertrauen in seriöse Medien, die sich bemühen, korrekte und überprüfte Informationen zu verbreiten.

Diese Strategie ist nicht neu. 

Schon immer haben Verschwörungstheoretiker versucht, komplexe Sachverhalte auf einfache Feindbilder zu reduzieren, doch in Zeiten der Digitalisierung und der zunehmenden Verbreitung von KI-Technologien wird diese Strategie immer gefährlicher, denn je mehr Menschen den Behauptungen der Verschwörungstheoretiker glauben, desto schwieriger wird es, sachliche und fundierte Debatten zu führen.

Ein Beispiel für diese Instrumentalisierung von Ängsten ist die Debatte um den Klimawandel. 

Klimawandelleugner nutzen die Behauptung, KIs würden falsche Informationen verbreiten, um die wissenschaftliche Konsens über den menschengemachten Klimawandel infrage zu stellen. 

Indem sie die KI als Sündenbock darstellen, lenken sie von den eigentlichen Fakten ab und schaffen Verwirrung und Unsicherheit.

Ein konkretes Beispiel für die Instrumentalisierung von KI durch Verschwörungstheoretiker ist die Verbreitung von Falschinformationen während der COVID-19-Pandemie.

In dieser Zeit nutzten einige Gruppen die Unsicherheit und Angst der Bevölkerung aus, um falsche Behauptungen über die Ursachen und Auswirkungen der Pandemie zu verbreiten. 

Sie behaupteten, KIs würden eigenständig falsche Informationen generieren und verbreiten, um die Bevölkerung zu manipulieren.

Ein weiteres Beispiel ist die Debatte um Impfungen. 

Impfgegner nutzen ähnliche Strategien, um Zweifel an der Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen zu säen. 

Indem sie die KI als Quelle falscher Informationen darstellen, versuchen sie, das Vertrauen in wissenschaftliche Erkenntnisse und medizinische Empfehlungen zu untergraben.

Es ist wichtig, Gegenargumente und Expertenmeinungen in die Diskussion einzubeziehen, um ein ausgewogenes Bild zu zeichnen. 

Viele Experten betonen, dass KI-Technologien zwar Herausforderungen und Risiken mit sich bringen, aber auch große Chancen und Möglichkeiten bieten. 

Sie argumentieren, dass es entscheidend ist, diese Technologien verantwortungsvoll und transparent einzusetzen, um ihre Vorteile zu nutzen und gleichzeitig mögliche negative Auswirkungen zu minimieren.

Einige Experten weisen auch darauf hin, dass die Behauptung, KIs würden eigenständig Inhalte generieren, ein Missverständnis der Funktionsweise dieser Technologien ist. 

KIs sind Werkzeuge, die von Menschen entwickelt und trainiert werden, und ihre Ausgaben basieren auf den Daten und Algorithmen, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. 

Es liegt in der Verantwortung der Entwickler und Nutzer dieser Technologien, sicherzustellen, dass sie korrekt und ethisch eingesetzt werden.

Die Behauptung, KIs würden eigenständig Inhalte generieren und dadurch falsche Informationen verbreiten, ist ein gefährliches Narrativ, das gezielt Ängste schürt und das Vertrauen in seriöse Medien untergräbt. 

Es ist wichtig, sich mit den Fakten auseinanderzusetzen und zu verstehen, wie KI-Technologien tatsächlich funktionieren. Nur so können wir uns gegen die gezielte Desinformation und Manipulation durch Verschwörungstheoretiker wehren.

Gleichzeitig müssen Medienunternehmen und Technologiekonzerne transparent und verantwortungsvoll mit den Möglichkeiten und Risiken von KI umgehen. 

Nur durch eine offene und ehrliche Debatte können wir sicherstellen, dass diese Technologien zum Wohle aller eingesetzt werden. 

Es liegt an uns allen, kritisch zu denken, Fragen zu stellen und uns aktiv an der Gestaltung einer informierten und aufgeklärten Gesellschaft zu beteiligen.

Es ist an der Zeit, dass wir alle Verantwortung übernehmen und uns aktiv gegen die Verbreitung von Desinformation und Verschwörungstheorien einsetzen. 

Dies bedeutet, dass wir uns informieren, kritisch denken und verantwortungsvoll handeln müssen. 

Wir müssen uns bewusst sein, dass unsere Worte und Handlungen Auswirkungen haben, und dass wir alle einen Beitrag dazu leisten können, eine informierte und aufgeklärte Gesellschaft zu schaffen.

Medienunternehmen, Technologiekonzerne und politische Entscheidungsträger müssen ebenfalls ihren Teil dazu beitragen, indem sie transparent und verantwortungsvoll handeln und sicherstellen, dass KI-Technologien zum Wohle aller eingesetzt werden. 

Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung meistern und eine bessere Zukunft für uns alle gestalten.

Weltkongress der Prokrastination verschoben – Neuer Termin: 2030

Zum Bedauern mancher und zum stillen Amüsement vieler ist der mit Spannung erwartete Weltkongress der Prokrastination, ursprünglich für von 27. Juni bis zum 29. Juni 2025 geplant, offiziell auf das Jahr 2030 verschoben worden. 

Der Kongress, der in den letzten Jahren eine zunehmende Aufmerksamkeit auf sich zog, hätte erstmals Prokrastinations-Expert:en, Forscher und Praktiker aus aller Welt in einem großen Forum zusammengebracht, um die Bedeutung des Aufschiebens für das menschliche Verhalten, die Kreativität und die Produktivität zu erörtern. 

Die Veranstalter versprechen jedoch, dass das Warten sich lohnen wird.

„Der Kongress wird irgendwann stattfinden – versprochen“

Die Ankündigung erfolgte am 9. November 2024 in einem Statement der Organisation „Global Delay Society“, die für die Ausrichtung des Kongresses verantwortlich ist. 

In der Erklärung hieß es: 

„Die Vorbereitungen haben Fortschritte gemacht, allerdings fühlen wir, dass wir noch einige Jahre zusätzliche Planung und Reflexion benötigen, um der Veranstaltung das Format und die Bedeutung zu verleihen, die sie verdient.“ 

Der Sprecher der Gesellschaft, Dr. Augustin Tardia, äußerte sich auf Nachfrage in gewohnt gelassener Manier:

„Es wäre viel zu übereilt gewesen, den Kongress bereits 2024 abzuhalten. Schließlich ist die Kunst des Aufschiebens nichts, was man unter Zeitdruck tun sollte.“

Ein Kongress im Geiste des Aufschiebens

Der Weltkongress der Prokrastination sollte ursprünglich ein zweitägiges Programm umfassen, das von Vorträgen und Diskussionsrunden bis hin zu praktischen Workshops reichte. 

Geplante Themen waren unter anderem: „Die verborgenen Vorteile des Aufschiebens“, „Das kreative Potenzial der letzten Minute“ und „Die Wissenschaft der Prokrastination: Mythos oder evolutionäre Notwendigkeit?“. 

Auch ein Panel zum Thema „Kulturelle Unterschiede im Aufschieben – Weltweit ähnliche Muster?“ war angedacht. 

Viele Teilnehmer:innen, darunter renommierte Psychologen, Soziologen und Neurowissenschaftler, hatten bereits zugesagt und ihre Teilnahme bestätigt – allerdings nur unter der Bedingung, dass ihre Vorträge flexibel verschoben werden könnten.

„Ein ehrliches Fest der Aufschieberitis“

Viele der angemeldeten Teilnehmer begrüßen die Verschiebung des Events. 

So erklärte etwa die bekannte Verhaltenspsychologin Dr. Elisa Langzeit:

„Ein Kongress über Prokrastination kann nur authentisch sein, wenn er selbst immer wieder verschoben wird. Wir schaffen damit Raum für wahre Reflexion und können den inneren Dialog des Aufschiebens zelebrieren.“ 

Sie sieht die Verzögerung als wichtigen Bestandteil des Kongress-Erlebnisses, das die Mentalität der Prokrastination auf einer tiefen Ebene verankern soll.

Im Kreise der Prokrastinations-Forscher wächst jedoch eine Sorge, dass die Verschiebung möglicherweise das Interesse am Thema mindern könnte. 

Dies weist der Kongress-Vorsitzende Dr. Tardia allerdings zurück:

„Ganz im Gegenteil! Die Leute, die sich wirklich für das Thema begeistern, werden darauf warten, egal wie lange es dauert. Sie sind geübt darin, sich Dinge für später aufzusparen. Es ist das Wesen der Prokrastination, den Moment auszudehnen und die Erwartung aufrechtzuerhalten.“

Ein Ausblick auf das Programm (… vielleicht)

Nach Aussagen der Organisatoren wird das Programm im Jahr 2030 noch umfangreicher ausfallen. 

Neben den ursprünglich geplanten Vorträgen und Workshops wird derzeit an neuen Formaten gearbeitet, darunter ein „Aufschiebe-Marathon“, bei dem die Teilnehmer:innen versuchen sollen, eine Aufgabe möglichst lange nicht zu erledigen. 

Hierfür könnten Preise wie „Längstes Zögern“ und „Kreativstes Hinauszögern“ vergeben werden. 

Für Entspannungspausen, die ausschließlich dafür vorgesehen sind, dass die Teilnehmer sich vor geplanten Aufgaben drücken, ist ebenfalls ausreichend gesorgt.

Ein weiteres Highlight soll der „Prokrastinations-Battle“ werden, bei dem sich Teilnehmer gegenseitig in kreativen Formen des Aufschiebens übertrumpfen können. 

Hier sind Reden zu erwarten, die durch unterbrochene Gedankengänge und Abschweifungen bestechen und so das Thema auf charmante Weise repräsentieren. 

Abgerundet wird das Ganze durch die „Galerie der Unvollendeten Werke“, eine Ausstellung, die Werke aus aller Welt zeigen wird, die in verschiedenen Stadien der Unvollständigkeit stecken geblieben sind. 

Von halbfertigen Gedichten bis zu unfertigen Gemälden und halb programmierten Apps sollen hier die Schönheit und der Charme des Unvollendeten zelebriert werden.

Eine Veranstaltung in der Schwebe

Während die „Global Delay Society“ versichert, dass das Interesse und die Unterstützung der Community für die Verschiebung hoch sind, gibt es Stimmen, die den Beschluss kritisch betrachten. 

So äußerte der schweizerische Soziologe Dr. Hans Späterlii seine Bedenken: 

„So sehr ich die Idee des Kongresses schätze, so frage ich mich, ob die fortlaufenden Verzögerungen nicht ein strategisches Mittel sind, um das Thema weiter zu mystifizieren und die Aufmerksamkeit in der Schwebe zu halten. Die Prokrastination ist ein Phänomen, das man durchaus ernst nehmen sollte – besonders in einer Welt, die immer schneller wird.“

Doch ungeachtet solcher Einwände verspricht die „Global Delay Society“, dass der Kongress ein Ereignis wird, das die Welt des Aufschiebens für immer prägen wird – wann immer es schließlich stattfinden wird.

Ausblick auf die Zukunft des Prokrastinations-Kongresses

Mit dem neuen Termin im Jahr 2030 hoffen die Organisatoren, genügend Zeit zu haben, um ein bahnbrechendes Event auf die Beine zu stellen. 

Für all diejenigen, die sich bereits eingehend mit dem Thema beschäftigt haben und nun enttäuscht sind, bietet die „Global Delay Society“ jedoch eine aufmunternde Botschaft:

„Man kann nie früh genug damit anfangen, sich Zeit zu lassen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, sondern genießen Sie den Moment des Wartens – schließlich ist das die wahre Kunst der Prokrastination.“

Ob die Veranstaltung tatsächlich 2030 stattfinden wird oder dann erneut verschoben wird, bleibt offen. 

Bis dahin bleibt der Weltkongress der Prokrastination ein amüsantes, doch immer ernstzunehmendes Symbol unserer Beziehung zur Zeit, zu den eigenen Erwartungen – und zum Zauber der unerledigten Dinge.

Das Grand Hotel am See war einst ein Palast der Eleganz – ein Ort, an dem die Zeit selbst innehielt, gebannt vom Glanz des Marmors, dem Flüstern von Kristallleuchtern und dem samtenen Klang vergessener Musik. Heute jedoch hing der Staub der Vernachlässigung wie ein graues Leichentuch über den breiten Fluren. 

Die goldene Pracht vergangener Tage schimmerte nur noch in matten Reflexen, eingehüllt vom Geruch feuchten Teppichs und der schweren Luft gescheiterter Träume.

Die Atmosphäre war erstickt von Stille – keine Gespräche, kein Lachen, nur das gelegentliche Knarren der alten Dielen, wie ein Aufbäumen des Hauses gegen das Vergessen.
Niemand wagte es, etwas zu sagen, als würde jedes gesprochene Wort ein weiteres Stück Erinnerung abreißen.

Johann, der Inhaber, ein Mann mit eiskalten Augen, in denen sich längst kein Mensch mehr spiegelte, nur noch Zahlenkolonnen über Gewinne- und Verlustrechnungen, stand reglos am Fenster seines düsteren Büros. 

Der Regen rann über die Scheiben wie Tränen über eine starre Maske. Er starrte hinaus auf die Auffahrt, wo die Schatten der Bäume sich wie wartende Gestalten bewegten.

„Wieder kaum ein Gast“, knurrte er tonlos, mehr zu sich selbst als zur Welt. Seine Stimme klang wie das Schaben eines Messers auf Porzellan. „Nur 80 Prozent Belegung. Als hätte man uns vergessen … oder verflucht.“

Seine Finger krallten sich in die zerfledderten Bilanzen, als könnten sie mit bloßer Wut das Unvermeidliche abwenden. 

„Wenn das so weitergeht … bleibt mir nur noch, dieses verdammte Haus zuzusperren.“

Die Tür öffnete sich lautlos. Anneliese trat ein – die Managerin, eine Frau, deren Haltung noch immer an alte Zeiten erinnerte, auch wenn die Jahre schwer auf ihren Schultern lasteten. Ihre Augen waren müde, wie von zu vielen Nächten ohne Schlaf, zu vielen Tagen im Schatten eines Hauses, das seine Bewohner auffraß.

Ein Luftzug ließ das Licht flackern. Draußen rief eine Krähe. Und irgendwo in den endlosen Gängen des Hotels glaubte man für einen Moment das Rascheln eines Kleides zu hören – oder war es nur das Flüstern der Vergangenheit?

„Johann, wir müssen über das Team sprechen. Die Stimmung ist … unerträglich.“

Annelieses Stimme war ruhig, aber in ihr schwang ein unterschwelliger Druck, als hielte sie einen Damm zurück, der jeden Moment brechen konnte.

„Mir egal!“

Johann fuhr herum wie ein gehetztes Tier. Seine Faust krachte auf die Tischplatte – Papierstapel und ein angeschlagener Taschenrechner sprangen auf wie erschrockene Vögel.

„Ich will Gewinn sehen, nicht Gejammer!“ brüllte er, und seine Stimme vibrierte wie ein Gong in der stickigen Luft. „Wenn die Belegungszahlen nicht steigen, ist das hier alles bald nur noch ein Kapitel in einem Insolvenzregister!“

Anneliese wich nicht zurück. Doch sie sah den Mann nicht mehr, den sie einst bewundert hatte – nur noch eine Statue aus Frust, von innen hohl.
Denn sie wusste, das Problem lag tiefer.

Im Herzen des Hotels, an der Rezeption, brannte ein kaltes Feuer – entfacht von Viona.
Viona, die Rezeptionsleiterin, war nicht nur streng. Sie war eine Tyrannin in Designerbluse, mit Lippen wie eine blutrote Linie der Verachtung. Ihre Worte kamen präzise und schneidend, als hätte sie sie an einer Rasierklinge geschärft. Ihr Lächeln war nichts als poliertes Porzellan – schön, aber kalt und unbarmherzig.
Besonders Dario, der junge, gutmütige Rezeptionist mit den haselnussbraunen Augen und dem leisen Talent für Harmonie, war ihr Lieblingsziel.

„Dario!“, zischte sie eines Morgens, während die Lobby noch im Zwielicht der ersten Dämmerung lag und nur die alten Kronleuchter ein müdes Licht spendeten. „Deine Reservierungsfehler könnten uns ruinieren! Oder bist du zu dumm, selbst das zu begreifen?“

Ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern, aber sie schnitt durch ihn wie ein Skalpell.
Darios Hände zitterten, die Finger umklammerten den Kanten der Rezeption, als könne er sich daran festhalten.

„Es war ein Versehen, Viona. Ich habe es schon gemerkt und habe es schon korrigiert … wirklich.“

„Versehen?“

Sie lachte – kein Lachen, das Freude bedeutete, sondern ein klirrendes Geräusch, das an Stahl erinnerte, der auf Beton trifft.
„In diesem Hotel gibt es keine Versehen. Nur Verlierer.“

Hinter dem Tresen stand Frederike. Sie sagte kein Wort, aber ihr Blick war gesenkt, ihre Schultern eingefallen. Ihre Anwesenheit war kaum mehr als ein Schatten. Doch sie hatte alles gesehen.
Sie wusste, dass Viona log.
Sie wusste, dass sie Darios Arbeit sabotiert hatte, ihm falsche Informationen in den Dienstplan geschrieben, eine Reservierung gelöscht und dann behauptet, Dario habe sie nie eingetragen.
Frederike biss sich auf die Lippe, hart, bis sie den metallischen Geschmack von Blut schmeckte.
Denn sie wusste auch, was passiert, wenn man sich Viona in den Weg stellt, wie plötzlich E Mails verschwinden oder wie ein harmloser Fehler zu einem Kündigungsgrund aufgebläht wird.

Das Grand Hotel am See war kein Zufluchtsort mehr. Es war ein Spukhaus der lebenden Schatten. Und Viona war nicht nur eine Bedrohung für das Team – sie war der Wurm im Apfel, der alles von innen auffraß.

Doch wer würde ihr glauben?

Frederike stand oft am Rand der Dinge – zu unscheinbar, zu leise, zu vorsichtig. Ihre Worte waren wie Kiesel im Sturm, während Vionas Stimme wie Granit in den Köpfen der anderen hallte. Niemand sah, wie tief die Schatten reichten, die sich in der Rezeption breitmachten. Und selbst wenn sie gesprochen hätte – was hätte es geändert?

Dann, eines trüben Nachmittags, war es so weit.

Ein bleierner Regen schlug gegen die Fenster, und das Licht im Hotel war seltsam fahl, als hätte selbst die Elektrizität den Glauben verloren.

Johann rief Dario in sein Büro. Die Tür war nicht ganz geschlossen, und Frederike, die gerade an der Teeküche vorbeiging, hörte das Gespräch wie durch einen Nebel.

„Die Zahlen stimmen nicht“, sagte Johann mit jener tonlosen Härte, die schlimmer war als ein Schrei. Seine Stimme war kalt, kontrolliert, wie die Schneide eines Skalpells.
Dario stand stocksteif, die Hände an den Seiten verkrampft.

„Wir müssen sparen.“

Ein Moment der Stille spannte sich wie ein Draht zwischen ihnen.

„Du bist entlassen.“

Darios Gesicht erstarrte – nicht in Wut, nicht einmal in Angst, sondern in diesem fassungslosen Moment zwischen Schlag und Schmerz, wenn der Körper noch nicht weiß, dass er gefallen ist.

„Aber … ich habe mein Bestes gegeben! Die Reservierungen steigen langsam“ sagte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch.

„Das Beste reicht nicht.“
Johann sprach das aus wie ein Urteil, das schon lange gefällt worden war. Dann fügte er kühl hinzu:
„Viona sagte, dass du in keinster Weise lernfähig seist. Dass du nicht einmal die Grundlagen begreifst.“

Es war nicht nur ein Rausschmiss. Es war eine Auslöschung.

Darios Lippen bewegten sich, als wolle er etwas erwidern, sich verteidigen – doch keine Worte kamen. Nur der Schatten eines Traums, der in sich zusammenbrach.
Als er ging, streifte sein Blick ein letztes Mal die alte Standuhr im Flur. Sie stand still – wie schon seit Tagen. Niemand hatte es bemerkt.

Frederike stand im Schatten und spürte einen Kloß in ihrer Kehle.
Sie wusste, dass Dario die Wahrheit sagte.
Sie wusste, dass Viona ein Spiel spielte, das Menschen zerbrach.
Und sie wusste: Wenn sie jetzt schwieg, war sie nicht besser.

Aber reden bedeutete, ins Licht zu treten. Und im Licht konnten Masken fallen.

Als Dario das Hotel verließ, schien die Sonne grell und unbarmherzig, doch seltsamerweise fühlte er sich wohl und er bemerkte schon, wie lange nicht mehr, dass die Sonne ihn wärmte.

Frederike saß in der kleinen Kammer hinter der Rezeption, die kaum mehr war als ein Abstellraum mit einem abgenutzten Stuhl und einem vergilbten Kalender aus dem Jahr 2019.
Der Tee in ihrer Tasse war längst kalt geworden, doch sie hielt sie fest, als könne die Keramik ihr etwas geben, das sie in sich selbst nicht mehr fand: Wärme. Halt. Richtung.

Dario war fort. Einfach fort.
Sein Spind war leer, der Duft seines Kräuterdeos schon verflogen.
Niemand hatte etwas gesagt. Kein Abschied, kein Nachfragen.

Die Hotelleitung hatte geschwiegen – wie immer, wenn jemand verschwand.
Nur Frederike hatte hingesehen. Gehorcht. Gesehen, was niemand sehen wollte.
Sie erinnerte sich an die Pausen, in denen Dario heimlich Origamitiere aus alten Reservierungszetteln faltete. An sein schiefes Lächeln, wenn er sich für Fehler entschuldigte, die nicht seine waren.
Und an den Blick, den er ihr zuwarf, kurz bevor er das Hotel verließ – fragend, nicht anklagend.
Ein Blick, der mehr sagte als Worte.
Jetzt war da ein Riss. Nicht im System. In ihr.

Viona hatte gewonnen. Schon wieder. Und Johann? War längst Teil des Spiels geworden, ob bewusst oder aus Trägheit, ließ sich nicht sagen.

Frederike setzte die Tasse ab. Ihre Hände zitterten nicht. Nicht mehr.
Sie stand auf, trat leise hinaus in den Flur, wo das Licht flackerte und die Schatten länger wirkten, als sie sein sollten.
Niemand bemerkte sie. Niemand fragte.
Aber in ihrem Blick lag etwas Neues.
Etwas, das vorher nicht da gewesen war.
Eine Ahnung von Widerstand.
Noch nicht greifbar. Noch nicht laut. Aber wach.

In der Bibliothek des Hotels, tief im Westflügel, stand ein altes Gästebuch.
Niemand sah je hinein.
Niemand – außer ihr.
Heute würde sie eine Notiz darin hinterlassen.
Nur ein Wort.
Ein Name.
Nicht als Anklage. Nicht als Beweis.
Sondern als Anfang.
Etwas regte sich.
Im Staub. Im Schweigen.
Im Herzen des Hotels.
Dann geschah das Unerwartete.

Viona erkrankte.
Kein Vorzeichen, keine Vorwarnung – eines Morgens war sie einfach nicht da.
Die Leitung teilte mit, sie sei zusammengebrochen. Plötzlicher Kreislaufzusammenbruch, hieß es. Eine schwere Grippe. Ärzte, Schweigen, Krankenschein.
Niemand stellte Fragen.
Niemand wagte es.

Und doch – mit ihrer Abwesenheit veränderte sich etwas.
Fast unmerklich zuerst, wie das erste helle Blatt nach einem langen, dunklen Winter.
Dann deutlich, spürbar, unwiderlegbar.
Das Hotel … atmete.

Die Luft schien leichter. Die Flure heller. Das Flüstern in den Ecken verklang.

Frederike, die seit Wochen wie ein Schatten durch die Lobby gehuscht war, lächelte wieder – zaghaft, beinahe schuldbewusst, aber ehrlich.
Ihr Blick hob sich. Ihre Stimme fand zurück zu einer Wärme, die viele gar nicht mehr kannten.
Die Gäste wurden anders begrüßt – nicht mit Pflichthöflichkeit, sondern mit echter Zugewandtheit.

Ein älteres Ehepaar aus Linz schrieb eine Notiz: „Selten so willkommen gefühlt.“

Selbst Anneliese, die kaum je etwas laut aussprach, was man als Hoffnung hätte deuten können, sagte leise beim morgendlichen Meeting: „Es ist … als wäre ein Fluch gebrochen.“

Johann, dem das Zwischenmenschliche stets zu vage war, bemerkte etwas anderes:
Die Zahlen.
Buchungen stiegen.
Nicht explosionsartig – aber gleichmäßig, fast rhythmisch.
Ein Prozent hier. Zwei dort.
Weniger Stornierungen. Zufriedenere Bewertungen.

Er rieb sich das Kinn, studierte die Tabellen, runzelte die Stirn.
„Vielleicht …“ dachte er zum ersten Mal, und der Gedanke schmeckte bitter auf seiner Zunge,
„… vielleicht ist sie das Problem.“
Aber er sprach es nicht aus. Noch nicht.
Denn dann … kam sie zurück.

Es war ein Montagmorgen.
Die Lobby war erfüllt vom sanften Klang eines Klaviers, das jemand zum ersten Mal seit Monaten wieder spielte.

Frederike stand an der Rezeption und sprach gerade mit einem Kind, das seine Plüschgiraffe verloren hatte.
Lächeln. Leichtigkeit. Licht.
Dann öffnete sich die Tür.

Und es war, als würde ein eisiger Wind durch den Raum schneiden.
Nicht laut. Kein Donner, kein Blitz.
Nur dieser Moment, in dem die Zeit für einen Atemzug stillstand.

Viona betrat das Hotel, als wäre sie nie fortgewesen – bleich, aber aufrecht, ihre Augen dunkler als zuvor, ihr Gang langsam, bedächtig … beinahe feierlich.
Sie sagte nichts.
Sie sah sich nur um.
Ihre Blicke hafteten an den Gesichtern.
An Frederike.
An Anneliese.
An der Rezeption.

Und es war, als legte sich ein Schatten auf alles, was gerade zu leuchten begonnen hatte.
Das Lächeln erstarrte auf Frederikes Lippen.
Die letzten Töne des Klaviers verhallten.
Ein Gast hob den Kopf und fröstelte.

Viona war zurück.
Und sie hatte nichts vergessen.

Frederike erstarrte.
Alles in ihr wollte zurückweichen, verschwinden in den Schatten, wo es sicher war.
Aber es war zu spät. Viona stand in der Lobby – präsent wie ein Sturm, der sich langsam über den Horizont schiebt.

Anneliese, nur einen Schritt entfernt, spürte, wie sich ihr Nackenhaar aufrichtete, ein kalter Schauer fuhr ihr den Rücken hinab.
Etwas in der Luft war anders – elektrisch, gespannt, gefährlich.

„Ah, wie schön, wieder hier zu sein“, hauchte Viona, ihr Lächeln schmal und glänzend wie eine frisch gewetzte Klinge. „Ich sehe, in meiner Abwesenheit ist … viel schiefgelaufen.“
Ihre Worte schnitten wie Glas durch das Schweigen.

Und für einen Moment kehrte sie zurück, diese alte Angst, diese lähmende Kälte, die Vionas Präsenz stets begleitet hatte.
Doch diesmal …

Diesmal war etwas anders.

Frederike, die sonst stille, stille Frederike, fühlte, wie in ihr ein Funke aufglomm.
Sie biss sich auf die Lippe – spürte das Blut, den Schmerz, die Wahrheit. Dann hob sie den Kopf.
Langsam. Fest.

„Nein, Viona“, sagte sie, ihre Stimme rau vor Zurückhaltung – und doch klar wie ein Glockenschlag.
„In deiner Abwesenheit lief alles besser.“

Ein tödliches Schweigen senkte sich auf den Raum wie ein bleierner Vorhang.
Vionas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ihre Stimme war ein Zischen.

„Was hast du gerade gesagt?“

Frederike zitterte. Doch sie wich nicht.
Ihre Stimme war nun leiser – aber sie trug eine neue Kraft in sich, eine Wahrheit, die sich nicht mehr knebeln ließ.

„Du hast Dario sabotiert.“
Sie sprach es aus.
„Ich habe gesehen, wie du ihm falsche Zimmernummern gegeben hast. Wie du seine Fehler manipuliert und aufgeblasen hast.
Du hast ihn zerstören wollen. Weil er freundlich war. Weil er gemocht wurde. Weil du ihn für schwach hieltest.“

Vionas Gesicht entgleiste. Für einen Moment fiel jede Maske.

„Du lügst!“ zischte sie, mehr Schaum als Sprache in ihrer Stimme.
Doch bevor sie weiterreden konnte, trat Anneliese nach vorn – mit einer Ruhe, die wie ein Urteil wirkte.

„Nein, Viona. Du hast gelogen. Immer wieder.“

Und dann – ein Schritt.
Johann.

Er stand plötzlich in der Tür, als sei er aus dem Schatten getreten, der ihn all die Jahre umgeben hatte.
Sein Blick brannte. Kein Rechnen, kein Kalkül – nur Zorn, klar und schneidend.

„Mein Hotel“, sagte er, langsam und eisern, „ist kein Spielplatz für Intrigen.“

Viona lachte – schrill, verunsichert, falsch.
„Oh Johann, du glaubst doch nicht etwa …“

„Raus.“

Das Wort fiel wie ein Fallbeil.
„Sofort. Du nimmst deinen Resturlaub. Und die übrigen Tage kannst du dir irgendwohin schmieren.“

Einen Augenblick lang wirkte es, als wolle Viona losschreien, als würde sie sich noch einmal aufbäumen.
Doch dann sah sie sich um – sah die Blicke.
Keine Angst mehr. Nur Entschlossenheit.

Mit einem letzten, giftigen Blick – halb Hohn, halb Verzweiflung – drehte sie sich um.
Und verließ das Grand Hotel am See. Für immer.

Der Wind war mit ihr gegangen.

Am nächsten Morgen. Die Sonne stand tief und golden über dem See. Ein neuer Tag.
Die Tür öffnete sich.

Dario.
Unsicher, eine Tasche in der Hand, der Blick tastend.
„Ich … ich habe gehört, es gibt eine freie Stelle?“

Johann, der Mann, der nie um Verzeihung bat, sagte nichts.
Aber er nickte.
Nur ein einziges Mal.
„Komm rein.“

Und mit Dario kam das Licht zurück.
Die Lobby, wo so lange Schweigen gewohnt hatte, füllte sich wieder mit Lachen, mit Musik, mit Stimmen.
Gäste strömten zurück – nicht nur wegen des Sees, sondern wegen der Atmosphäre, wegen der Menschen.

Das Grand Hotel am See war nicht mehr das, was es gewesen war.
Es war besser. Ehrlicher. Freier.

Und Johann?

Er sah eines Abends zum ersten Mal nicht auf die Zahlen. Sondern aus dem Fenster. Auf den Sonnenuntergang. Und lächelte. Ein kleines, echtes Lächeln.

Als hätte auch er … endlich atmen gelernt.

Er lernte etwas, was Zahlen ihm nie beigebracht hatten:

Das größte Kapital eines Hotels ist nicht Gold – sondern die Menschen, die darin leben.

Die Morgensonne fiel durch die Küchenfenster und ließ das frisch gedruckte Buch auf dem Eichentisch golden schimmern.
Ralf stellte seine Kaffeetasse vorsichtig daneben und betrachtete noch einmal den Umschlag seines neuesten Romans. 

„Schatten der Vergangenheit” stand in eleganten Lettern darauf, darunter sein Name in bescheidener Schrift.
Drei Jahre hatte er an diesem Buch gearbeitet, hatte Nächte durchgeschrieben, Charaktere zum Leben erweckt, eine Welt erschaffen, die ihm selbst manchmal realer erschien als die eigene.

Er positionierte das Buch so, dass Birgit es unmöglich übersehen konnte, wenn sie gleich zum Frühstück herunterkam. 

Der Verlag hatte ihm gestern die ersten Exemplare geschickt, und sein Herz hatte vor Aufregung gepocht, als er das Paket geöffnet hatte. 

Endlich konnte er seiner Frau zeigen, woran er so lange gearbeitet hatte.

„Morgen, Schatz!”

Birgit wirbelte in die Küche, bereits perfekt geschminkt und angezogen für ihren Termin beim Friseur.
Sie griff sich hastig ein Croissant und einen „Kaffee to go”, einen Thermobecher, den sie mit Kaffee füllte.. 

„Ich bin spät dran, Lisa wartet schon.”

Ralfs Blick wanderte von seinem Buch zu seiner Frau.
Sie hatte es nicht einmal bemerkt. 

Oder doch?

Ihre Augen huschten über den Tisch, verweilten kurz bei dem Buch, glitten dann weiter zur Zeitung, zur Kaffeemaschine, zu allem anderen.

„Birgit”, sagte er vorsichtig, „schau mal hier.”

Sie drehte sich um, das Croissant bereits zwischen den Zähnen. „Mmh?”

„Mein neues Buch ist da.” 

Er deutete auf den Tisch, konnte die Aufregung in seiner Stimme nicht ganz verbergen.

„Ach so, ja. Super!” 

„Das ist toll, Ralf. Wirklich. Aber ich muss jetzt wirklich los. Erzähl mir heute Abend davon, okay?”

Die Tür fiel ins Schloss. 

Ralf blieb allein in der Küche zurück, das Buch vor sich, das plötzlich sehr klein und unbedeutend wirkte.

Am Abend versuchte er es erneut.
Birgit saß auf der Couch, scrollte durch ihr Handy und kommentierte die Instagram-Posts ihrer Freundinnen.

„Weißt du”, begann Ralf, „in dem neuen Buch habe ich eine Szene geschrieben, auf die ich besonders stolz bin. Es geht um einen Mann, der seine Erinnerungen verliert, aber durch die Gegenstände in seinem Haus langsam Bruchstücke seiner Vergangenheit zusammensetzt. Ich habe versucht zu zeigen, wie Objekte Geschichten erzählen können, wie sie…”

„Ja, ja”, unterbrach Birgit, ohne aufzublicken, „Du bist so kreativ, Ralf. Ich bin ja auch kreativ, weißt du. Heute habe ich mir eine völlig neue Frisur machen lassen. Siehst du?” 

Sie drehte den Kopf, sodass das Licht ihre frisch gestylten Locken erfasste.

Ralf verstummte.

Kreativ.

Sie nannte das kreativ. 

Er dachte an die Monate, in denen er um jeden Satz gerungen hatte, an die Recherche für historische Details, an die schlaflosen Nächte, in denen er Dialoge umgeschrieben hatte, bis sie perfekt klangen.

„Die Frisur steht dir gut”, sagte er schließlich.

„Danke! Oh, übrigens, ich habe Sarah erzählt, dass du ein neues Buch veröffentlicht hast. Sie war total beeindruckt. Ich hab ihr gesagt, dass mein Mann ein großer Autor ist. Sie will unbedingt mal eines deiner Bücher lesen.”

Ein großer Autor. 

Die Worte hätten ihn stolz machen sollen, aber sie fühlten sich hohl an, wie eine schöne Verpackung um ein leeres Geschenk.

In den folgenden Wochen entwickelte Ralf eine Gewohnheit, die ihm selbst peinlich war. 

Jedes Mal, wenn Birgit das Haus verließ, ging er in die Küche und überprüfte das Buch. 

Es lag noch immer dort, wo er es hingelegt hatte, unberührt, als wäre es unsichtbar. 

Er drehte es um, legte es an andere Stellen auf dem Tisch, stellte sogar ein Lesezeichen hinein, als hätte jemand angefangen zu lesen. 

Aber das Lesezeichen blieb auf Seite eins, benso die klenen Papierschnipsel, die er im Buch verteilt hatte.

Manchmal nahm er das Buch in die Hand und blätterte selbst darin. 

Die Worte, auf die er einst so stolz gewesen war, schienen zu verblassen. 

Wie konnte etwas wichtig sein, wenn es der wichtigste Mensch in seinem Leben nicht einmal eines Blickes würdigte?

Bei einer Lesung in der örtlichen Buchhandlung sah er sie im Publikum sitzen. 

Birgit war gekommen, was ihn zunächst freute, doch während er aus seinem Buch vorlas, eine besonders emotionale Passage über Verlust und Wiederfindung, sah er, wie sie ihr Handy zückte und ein Selfie machte. 

Sie postete es sofort mit der Bildunterschrift: „So stolz auf meinen talentierten Ehemann! #AutorLife #ProblemAuthor”

Nach der Lesung kamen Menschen auf ihn zu, sprachen über die Tiefe seiner Charaktere, die Schönheit seiner Sprache. Eine ältere Dame hatte Tränen in den Augen, als sie ihm sagte, wie sehr sie die Geschichte berührt hatte. 

Aber Birgit stand am Rand, umgeben von ihren Freundinnen, und erzählte, wie wunderbar es sei, mit einem Autor verheiratet zu sein, der städig Ruhm einheimste.

„Du bist so anders geworden”, sagte Birgit eines Abends, als sie merkwürdig betreten nach Hause kam. 

Sie hatte den ganzen Tag bei ihrer Schwester verbracht und wirkte aufgekratzt und gleichzeitig nachdenklich.

Ralf blickte von seinem Laptop auf.
Er arbeitete an einem neuen Projekt, aber die Worte wollten nicht fließen. 

„Anders?”

„So… distanziert. Reserviert.” 

Sie setzte sich ihm gegenüber an den Küchentisch, genau dort, wo sein Buch noch immer lag. 

Ihre Hand berührte es beiläufig, schob es zur Seite, um Platz für ihre Ellbogen zu schaffen.

„Ich bin nicht distanziert”, sagte er, aber selbst in seinen eigenen Ohren klang es nicht überzeugend.

„Doch, bist du. Du redest kaum noch mit mir über deine Arbeit. Früher hast du mir immer alles erzählt.”

Ralf starrte sie an. 

Wann hatte er aufgehört? 

Wann hatte er begriffen, dass seine Begeisterung auf taube Ohren stieß, dass seine kreativen Durchbrüche mit einem desinteressierten „Super” abgetan wurden?

„Ich rede noch mit dir”, sagte er schwach.

„Nein, das tust du nicht. Und ich verstehe nicht warum. Ich unterstütze dich doch. Ich erzähle allen von deinen Büchern. Ich bin stolz auf dich.”

Stolz.

Das Wort hing zwischen ihnen in der Luft. 

Stolz auf etwas zu sein, das man nie gesehen, nie berührt, nie wirklich verstanden hatte – was war das für ein Stolz?

Die Wende kam an einem Sonntagnachmittag. 

Birgit hatte Besuch von ihrer Freundin Claudia, einer Literaturprofessorin, die Ralf schon lange bewunderte. 

Sie saßen im Wohnzimmer, und Ralf hörte aus der Küche ihr Gespräch.

„Ralfs neues Buch soll sehr gut sein”, sagte Claudia. „Ich habe großartige Kritiken gelesen. Du musst so stolz auf ihn sein.”

„Oh ja, total!”, antwortete Birgit mit übertriebener Begeisterung. „Es ist wirklich… sehr kreativ. Sehr… literarisch.”

„Worum geht es denn?”

Eine Pause.

Ralf hielt den Atem an.

„Na ja, es ist… kompliziert zu erklären. Du weißt ja, wie Ralf ist, immer so tief und… metaphorisch.”

„Aber du hast es doch gelesen?”

Eine längere Pause.

„Natürlich! Ich meine… teilweise. Ich komme nur nie dazu, es ganz zu Ende zu lesen. Du kennst das ja, das Leben, der Alltag…”

Ralf lehnte sich gegen die Küchenwand und schloss die Augen. 

In diesem Moment verstand er, dass seine Ehe wie sein Buch auf dem Küchentisch lag – sichtbar, aber ungelesen, da, aber unbeachtet.

Am nächsten Morgen fand Ralf Birgit in der Küche vor. 

Sie hielt sein Buch in den Händen, blätterte hastig darin.

„Was machst du da?”, fragte er.

Sie erschrak, als hätte er sie bei etwas Verbotenem erwischt. 

„Ich… ich wollte nur mal reinschauen. Claudia hat gestern so interessiert nachgefragt.”

Ralf setzte sich ihr gegenüber. „Birgit, kannst du mir ehrlich eine Frage beantworten?”

Sie nickte, aber ihre Augen wichen seinem Blick aus.

„Hast du jemals eines meiner Bücher gelesen? Wirklich gelesen?”

Die Stille, die folgte, war ohrenbetäubend. Birgit öffnete den Mund, schloss ihn wieder, suchte nach Worten, die nicht kamen.

„Das erste”, sagte sie schließlich. „Teilweise.”

„Das erste Buch habe ich vor acht Jahren veröffentlicht.”

„Ich wollte immer… ich hatte vor… aber sie sind so…” 

Sie verstummte.

„So was?”

„So schwer zu verstehen. So ernst. Ich bin nicht so intellektuell wie du, Ralf. Ich lese lieber… andere Sachen.”

Ralf nickte langsam. 

Endlich Ehrlichkeit.

Es tat weh, aber es war besser als die Lügen.

„Warum erzählst du dann allen, dass du stolz auf mich bist? Warum nennst du mich einen großen Autor?”

Birgit sah ihn an, und zum ersten Mal seit Monaten sah er echte Verwirrung in ihren Augen, echte Hilflosigkeit.

„Weil… weil du mein Mann bist. Weil andere Leute sagen, dass du gut bist. Weil ich denke, dass ich stolz sein sollte.”

In den Wochen, die folgten, sprachen sie wenig miteinander. 

Ralf schrieb, aber seine Worte fühlten sich leer an, als würde er in ein Vakuum hinein schreiben. 

Birgit versuchte gelegentlich, Interesse zu heucheln, aber ihre Versuche wirkten noch falscher als ihr Desinteresse.

Eines Abends, als der Herbstregen gegen die Fenster prasselte, fand Ralf sie am Küchentisch sitzend. 

Vor ihr lag sein Buch, aufgeschlagen bei Seite dreißig.

„Ich verstehe das nicht”, sagte sie, ohne aufzublicken.

„Was verstehst du nicht?”

„Diese Szene hier. Der Mann findet einen alten Brief, und plötzlich erinnert er sich an seine tote Frau. Aber warum ist das so wichtig? Es ist doch nur ein Brief.”

Ralf setzte sich neben sie. 

„Es ist nicht der Brief an sich. Es ist das, was der Brief repräsentiert. Die Liebe, die er hatte. Die Erinnerungen, die er verloren glaubte. Es geht um die Kraft der kleinen Dinge, uns mit unserer Vergangenheit zu verbinden.”

Birgit runzelte die Stirn. „Aber warum schreibst du das nicht einfach so hin? Warum muss es so… versteckt sein?”

„Weil das Leben so ist”, sagte Ralf leise. „Die wichtigsten Dinge sind oft versteckt. Sie liegen zwischen den Zeilen.”

Sie blickten sich an, und in diesem Moment verstanden beide, dass sie über mehr als nur das Buch sprachen.

Monate vergingen.

Ralfs neues Buch wurde von der Kritik gelobt, gewann sogar einen kleinen Literaturpreis. 

Birgit begleitete ihn zur Preisverleihung, strahlte in die Kameras, gab Interviews über den „Alltag mit einem preisgekrönten Autor”. 

Aber zwischen ihnen war etwas zerbrochen, das sich nicht mehr reparieren ließ.

An einem kalten Dezemberabend saß Ralf in seinem Arbeitszimmer und schrieb an einer neuen Geschichte. 

Es war eine Geschichte über einen Mann, der entdeckt, dass seine Frau ihn liebt, aber nicht versteht, und über eine Frau, die stolz auf ihren Mann ist, aber nicht weiß, warum. 

Es war eine Geschichte über Liebe und Entfremdung, über das, was passiert, wenn zwei Menschen nebeneinander her leben, ohne sich wirklich zu berühren.

Birgit kam herein, setzte sich auf die Couch hinter seinem Schreibtisch.

„Schreibst du über uns?”, fragte sie.

Ralf hörte auf zu tippen. „Vielleicht.”

„Wie geht die Geschichte aus?”

Er drehte sich zu ihr um. Ihre Augen waren rot, als hätte sie geweint.

„Ich weiß es noch nicht.”

„Können sie glücklich werden? Obwohl sie so unterschiedlich sind?”

Ralf dachte lange nach. 

„Ich denke, Glück ist möglich. Aber nur, wenn beide ehrlich zueinander sind. Wenn sie aufhören, so zu tun, als wären sie jemand anders.”

Birgit nickte langsam. 

„Ich bin nicht kreativ, nicht wahr? Nicht so wie du.”

„Nein”, sagte er sanft. „Aber das ist in Ordnung. Du musst nicht so sein wie ich.”

„Aber du brauchst jemanden, der versteht, was du schreibst.”

Ralf schwieg. Die Wahrheit hing zwischen ihnen, unausgesprochen aber verstanden.

Ein Jahr später lebten sie getrennt. 

Es war keine böse Trennung gewesen, eher ein sanftes Auseinanderdriften, wie zwei Schiffe, die verschiedene Häfen ansteuern. 

Birgit hatte einen neuen Partner gefunden, einen Geschäftsmann, der ihre Liebe für schöne Dinge teilte.
Sie wbildete sich ein, glücklich zu sein, aber sie war nach der Zeit der Rosa Brille einsam.

Ralf schrieb weiter. 

Seine Geschichten wurden persönlicher, ehrlicher, schmerzhafter. 

Er lernte eine Buchhändlerin kennen, die seine Bücher nicht nur las, sondern liebte, die mit ihm über Charaktermotivationen diskutieren konnte und seine Metaphern verstand.

Manchmal, wenn er an seinem neuen Roman arbeitete – einer Geschichte über Neuanfänge und die Courage zur Ehrlichkeit –, dachte er an das Buch, das einst auf dem Küchentisch gelegen hatte. 

Ungelesen, aber nicht unsichtbar. 

Es hatte ihnen beiden gezeigt, wer sie wirklich waren.

Und das, dachte Ralf, während er schrieb, war vielleicht die wichtigste Geschichte von allen.

In einer Zeit, in der die geopolitischen Spannungen immer wieder aufkeimen, stellt sich mir eine brisante Frage. 

Wie sollte Deutschland reagieren, wenn ein europäischer Nachbarstaat – nehmen wir als Beispiel Italien – über Jahre hinweg mit Vernichtung drohen und gleichzeitig heimlich atomare Pläne verfolgen würde? 

Diese hypothetische, aber nicht weniger beunruhigende Situation wirft grundlegende Fragen über die Effektivität und Angemessenheit des Völkerrechts sowie über die Strategien nationaler Sicherheit auf.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich Deutschland als eine Nation positioniert, die sich strikt an völkerrechtliche Normen hält. 

Die Prinzipien des Friedens, der Zusammenarbeit und der Konfliktlösung durch Dialog sind tief in der deutschen Außenpolitik verankert, doch was passiert, wenn ein anderer Staat diese Prinzipien missachtet und eine direkte Bedrohung darstellt?

Stellen wir uns vor, Italien würde über einen längeren Zeitraum hinweg mit der Vernichtung Deutschlands drohen.
Gleichzeitig würden geheime Aktivitäten zur Entwicklung von Atomwaffen aufgedeckt. 

Die internationale Gemeinschaft würde zweifellos alarmiert sein, und die Vereinten Nationen würden wahrscheinlich zu einer diplomatischen Lösung aufrufen, doch während die Welt zuschaut und diskutiert, würde Deutschland weiterhin an den Prinzipien des Völkerrechts festhalten – artig und brav, wie es die internationale Gemeinschaft erwartet.

Aber was wäre die Konsequenz einer solchen Haltung? 

Würde Deutschland einfach tatenlos zusehen, während eine reale Bedrohung immer größer wird? 

Die Vorstellung, dass eine deutsche Großstadt wie München plötzlich unter einem Atompilz verschwindet, ist erschreckend. 

Sie wirft die Frage auf, ob eine rein defensive und völkerrechtskonforme Haltung ausreicht, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten.

Kritiker könnten argumentieren, dass Deutschland in einem solchen Szenario proaktiv handeln müsste, um seine Bürger zu schützen. 

Dies könnte die Entwicklung eigener Abschreckungsmittel oder die Suche nach starken internationalen Allianzen umfassen, die über die bestehenden Strukturen der NATO hinausgehen, doch jede Abweichung von der völkerrechtlichen Norm birgt das Risiko einer Eskalation und könnte die Stabilität in Europa weiter gefährden.

Auf der anderen Seite steht die Frage, ob das Völkerrecht in seiner aktuellen Form ausreichend ist, um mit solchen Bedrohungen umzugehen. 

Die Mechanismen der Vereinten Nationen sind oft langsam und von den Interessen der Mitgliedstaaten abhängig. 

In einer Situation, in der schnelles Handeln erforderlich ist, könnten diese Mechanismen unzureichend sein.

Letztlich zeigt dieses hypothetische Szenario die komplexen Herausforderungen auf, denen sich moderne Staaten gegenübersehen. 

Es ist ein Balanceakt zwischen der Einhaltung internationaler Normen und dem Schutz der eigenen Bevölkerung. Deutschland, mit seiner Geschichte und seiner Verpflichtung zum Frieden, steht dabei vor besonders schwierigen Entscheidungen.

Es bleibt zu hoffen, dass solche Szenarien niemals Realität werden. 

Die Diskussion darüber ist notwendig, um die Grundlagen der nationalen und internationalen Sicherheit kontinuierlich zu hinterfragen und zu stärken. 

Nur so kann gewährleistet werden, dass Frieden und Stabilität in Europa auch in Zukunft bestehen bleiben.

Das Szenario zeigt aber: Eine Sicherheitsstrategie, die ausschließlich auf Wohlwollen und Verträge setzt, ist eine Einladung zur Erpressung – oder schlimmer. 

Wer ernsthaft verhindern will, dass eines Tages deutsche Städte bedroht oder zerstört werden, muss bereit sein, klare rote Linien zu ziehen – und notfalls auch die Macht haben, sie zu verteidigen. 

Denn in der realen Welt respektieren Staaten vor allem eines: Stärke. Alles andere ist Selbsttäuschung.

Natürlich ist Italien kein Feind Deutschlands – das Beispiel diente lediglich dazu, die Absurdität einer Sicherheitspolitik aufzuzeigen, die auf reine Appeasement-Strategien setzt, während andere Staaten offen mit Vernichtung drohen oder heimlich aufrüsten. 

Denn die eigentliche Frage lautet: 

Was ist mit den Staaten jenseits der Türkei, in denen Hass und Gewalt zwischen Völkern eskalieren?

In Regionen wie dem Nahen Osten, dem Kaukasus oder Teilen Zentralasiens gibt es Regime und militante Gruppen, die nicht nur ihre Nachbarn bedrohen, sondern auch Europa als Feindbild betrachten. 

Was tun, wenn solche Akteure eines Tages über Atomwaffen verfügen – oder sie an Terrororganisationen weitergeben? 

Was, wenn ein Krieg zwischen verfeindeten Mächten wie Iran und Israel plötzlich auf europäischen Boden überschwappt?

Deutschlands derzeitige Haltung scheint zu sein: „Hoffen, dass es nicht so schlimm kommt.

Doch Hoffen ist keine Strategie. 

Wenn selbst innerhalb Europas – siehe Russlands Angriffskrieg – das Völkerrecht mit Füßen getreten wird, wie lange kann man dann noch darauf vertrauen, dass andere Mächte sich an moralische Regeln halten?

Die Lehre aus dem Gedankenexperiment ist klar: 

Frieden entsteht nicht durch Naivität, sondern durch klare Abschreckung und Handlungsfähigkeit.

Die Frage ist nicht, ob Deutschland sich mit existenziellen Bedrohungen auseinandersetzen muss – sondern wann – und ob es dann zu spät sein wird.

Die Esoterik ist ein weitreichendes Feld, das sich durch eine Vielzahl von Überzeugungen und Praktiken auszeichnet, die generell außerhalb der Grenzen traditioneller Religionen und wissenschaftlicher Erkenntnisse liegen. 

Ein besonders irreales Konzept innerhalb dieses Spektrums ist die Idee der „Manifestation“.

Diese Lehre behauptet, dass man durch intensives Wünschen und Glauben an ein bestimmtes Ziel dieses auch in der physischen Realität erschaffen kann. 

Der Imperativ „Manifestiere!“ ist dabei zentral und suggeriert, dass allein durch den Glauben an ein Ziel dessen Erreichung möglich ist. 

Doch bei genauerer Betrachtung offenbart sich diese Idee als ein gefährlicher Irrglaube, der nicht nur unrealistisch, sondern auch potenziell schädlich ist.

Die Grundlagen der Manifestation

Die Idee der Manifestation basiert auf der Vorstellung, dass Gedanken und Überzeugungen eine direkte Wirkung auf die physische Realität haben. 

Befürworter dieser Irrlehre behaupten, dass alles, was man sich wünscht – sei es ein neues Auto, Reichtum, Gesundheit oder sogar zwischenmenschliche Beziehungen – durch intensives Visualisieren und festes Glauben erreicht werden kann. 

Der Prozess der Manifestation wird oft als eine Art spirituelle Technik dargestellt, bei der das gewünschte Objekt oder der Zustand bereits in einer „Astralwelt“ existiert und durch den Glauben in die physische Welt überführt wird.

Die Mechanismen der Manifestation

Ein zentrales Element der Manifestation ist die sogenannte „Affirmation“.

Dabei handelt es sich um positive Aussagen oder Sätze, die wiederholt werden, um das Unterbewusstsein angeblich zu programmieren und den Glauben an das gewünschte Ziel zu stärken. 

Ein Beispiel wäre der Satz: „Ich bin reich und erfolgreich.“ 

Durch das ständige Wiederholen solcher Sätze soll das Unterbewusstsein so beeinflusst werden, dass es den Weg zur Erreichung des Ziels ebnet.

Ein weiteres Element ist die Visualisierung. 

Dabei stellt man sich das gewünschte Ziel so lebhaft wie möglich vor, um es quasi in der Vorstellung bereits zu besitzen. 

Diese Technik soll den Glauben an die Erreichbarkeit des Ziels verstärken und die Manifestation beschleunigen.

Die Gefahren der Manifestation

Die Idee der Manifestation ist aus mehreren Gründen sehr problematisch und gefährlich:

  1. Subjektivität und Selbsttäuschung:
    Die Manifestation ist ein hochgradig subjektiver Prozess.
    Es gibt keine objektiven Kriterien oder wissenschaftlichen Beweise, die die Wirksamkeit dieser Technik bestätigen.
    Stattdessen beruht sie auf dem subjektiven Empfinden des Einzelnen.
    Dies führt oft zu Selbsttäuschung, bei der Menschen glauben, dass ihre Gedanken und Wünsche direkte Auswirkungen auf die Realität haben, ohne dass sie tatsächlich etwas unternehmen, um ihre Ziele zu erreichen.
  2. Passivität und Verantwortungslosigkeit:
    Ein weiteres gravierendes Problem der Manifestation ist die Förderung von Passivität.
    Indem Menschen glauben, dass sie ihre Ziele allein durch Gedanken und Glauben erreichen können, werden sie davon abgehalten, aktiv zu werden und konkrete Schritte zu unternehmen.
    Dies führt zu einer Haltung der Verantwortungslosigkeit, bei der man sich auf das „Universum“ oder eine höhere Macht verlässt, anstatt selbst Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.
  3. Schuldzuweisung und Selbstvorwürfe:
    Wenn die gewünschten Ziele nicht erreicht werden, neigen Anhänger der Manifestationslehre dazu, sich selbst die Schuld zu geben.
    Sie glauben, dass sie nicht fest genug geglaubt oder nicht intensiv genug visualisiert haben.
    Dies führt zu Selbstvorwürfen und einem Gefühl des Versagens, obwohl die eigentliche Ursache für das Scheitern oft in der unrealistischen Erwartungshaltung und der Passivität liegt.
  4. Kommerzialisierung und Ausbeutung:
    Die Idee der Manifestation wird oft von selbsternannten „Lehrern“ und „Gurus“ kommerzialisiert, die Bücher, Seminare und Kurse anbieten, um Menschen die Technik der Manifestation beizubringen.
    Diese Lehrer verdienen sehr viel Geld damit, unrealistische Versprechen zu machen und die Hoffnungen und Ängste der Menschen auszunutzen.
    Dies führt zu einer Ausbeutung der Gläubigen, die oft viel Geld für Techniken ausgeben, die keine nachweisbaren Ergebnisse liefern.
  5. Vernachlässigung realer Probleme:
    Durch den Fokus auf die Manifestation werden reale Probleme und Herausforderungen vernachlässigt.
    Menschen, die an die Manifestation glauben, neigen dazu, sich in eine Scheinwelt zurückzuziehen, in der sie glauben, dass ihre Wünsche und Träume bereits Realität sind.
    Dies führt zu einer Flucht aus der Realität und einer Vernachlässigung der tatsächlichen Probleme, die gelöst werden müssen.

Wissenschaftliche Perspektive

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Belege für die Wirksamkeit der Manifestation. 

Die Idee, dass Gedanken und Überzeugungen direkte Auswirkungen auf die physische Realität haben, widerspricht den Grundprinzipien der Naturwissenschaften. 

Zwar gibt es Studien zur Macht der positiven Einstellung und Visualisierung, doch diese beziehen sich auf die psychologische Wirkung solcher Techniken, nicht auf eine direkte Veränderung der physischen Realität.

Die Placebo-Forschung zeigt, dass der Glaube an die Wirksamkeit einer Behandlung tatsächlich positive Effekte haben kann, doch dies gilt nicht für die Manifestation materieller Objekte oder komplexer Lebensumstände. 

Der Placebo-Effekt ist auf physiologische und psychologische Mechanismen zurückzuführen, die in einem spezifischen Kontext wirken, nicht auf eine universelle Gesetzmäßigkeit, die es ermöglicht, beliebige Wünsche zu realisieren.

Philosophische und ethische Betrachtungen

Aus philosophischer Sicht wirft die Idee der Manifestation eine Reihe von ethischen Fragen auf. 

Wenn Menschen glauben, dass sie allein durch ihren Willen und ihre Gedanken die Realität gestalten können, führt dies zu einer egozentrischen Haltung, bei der die eigenen Wünsche und Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. 

Dies steht im Widerspruch zu vielen ethischen Lehren, die Gemeinschaft, Verantwortung und das Wohl aller betonen.

Darüber hinaus führt die Idee der Manifestation zu einer Verzerrung der Realität. Indem Menschen glauben, dass sie ihre Ziele allein durch Gedanken erreichen können, verlieren sie den Bezug zur realen Welt und den tatsächlichen Herausforderungen des Lebens. 

Dies führt zu einer Haltung der Selbstüberschätzung und der Illusion, dass man die Kontrolle über alles hat, was im Leben passiert.

Psychologische Auswirkungen

Die Idee der Manifestation kann auch gravierende psychologische Auswirkungen haben. 

Menschen, die an die Manifestation glauben, neigen dazu, sich in einer Scheinwelt zu verlieren, in der sie glauben, dass ihre Wünsche und Träume bereits Realität sind. 

Dies führt zu einer Flucht aus der Realität und einer Vernachlässigung der tatsächlichen Probleme, die gelöst werden müssen.

Darüber hinaus kann die Idee der Manifestation zu einer Verzerrung der Wahrnehmung führen. 

Indem Menschen glauben, dass sie ihre Ziele allein durch Gedanken erreichen können, verlieren sie den Bezug zur realen Welt und den tatsächlichen Herausforderungen des Lebens. 

Dies führt zu einer Haltung der Selbstüberschätzung und der Illusion, dass man die Kontrolle über alles hat, was im Leben passiert.

Fazit

Die Idee der Manifestation ist ein gefährlicher Irrglaube, der auf unrealistischen Annahmen und pseudowissenschaftlichen Konzepten beruht. 

Sie fördert Passivität, Selbsttäuschung und Verantwortungslosigkeit und führt zu einer Verzerrung der Realität. 

Aus wissenschaftlicher, philosophischer und psychologischer Sicht gibt es keine Belege für die Wirksamkeit der Manifestation. 

Stattdessen ist es wichtig, eine realistische und verantwortungsvolle Haltung einzunehmen und aktiv zu werden, um die eigenen Ziele zu erreichen.

Es ist entscheidend, sich der Gefahren der Manifestation bewusst zu sein und eine kritische Haltung gegenüber solchen esoterischen Lehren einzunehmen. 

Nur so kann man sich vor den Fallstricken der Selbsttäuschung und der Flucht aus der Realität schützen und ein erfülltes und verantwortungsbewusstes Leben führen.

Linksextreme zeigen skrupellose Menschenverachtung

Die barbarischen Brandanschläge auf Fahrzeuge von Amazon und Telekom in Berlin, zu denen sich linksextreme Terroristen auf der Plattform „Indymedia“ bekannt haben, offenbaren eine erschreckende Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leben. 

In der Nacht auf Dienstag, den 17. Juni 2025, steckten diese fanatischen Gewalttäter in Lichtenberg (Telekom) und Neukölln/Britz (Amazon) insgesamt 36 Transporter in Brand – eine gezielte, koordinierte Aktion, die leicht Menschen hätte töten können. 

Doch das ist diesen Extremisten vollkommen egal.

In ihrem Bekennerschreiben rechtfertigen sie ihre kriminellen Akte mit hanebüchenen Vorwürfen gegen Amazon und Telekom, die angeblich „von Kriegen profitieren“ und „Militärkollaborateure“ seien. 

Diese ideologische Hetze ist nicht nur realitätsfremd, sondern beweist einmal mehr, dass es diesen gewaltbereiten Extremisten nicht um Kritik, sondern um blinde Zerstörung geht. 

Ihr vermeintlicher „antimilitaristischer Kampf“ ist nichts weiter als ein Vorwand für ihren Hass auf unsere Gesellschaft und ihre Verachtung für das Leben Unbeteiligter.

Die Polizei und der Staatsschutz ermitteln mit Hochdruck, doch eines steht bereits jetzt fest: 

Diese feigen Terroristen haben bewusst eine Situation geschaffen, in der Menschen hätten sterben können. 

Ob durch die Flammen, giftigen Rauch oder mögliche Explosionen – ihr Handeln zeigt eine eiskalte Bereitschaft, unschuldige Opfer in Kauf zu nehmen.

Solche linksextremen Gewalttäter sind keine Aktivisten, sondern Kriminelle, die unsere freiheitliche Ordnung zerstören wollen. 

Während sie sich in ihrer pseudointellektuellen Scheinwelt als „Widerstandskämpfer“ inszenieren, gefährden sie gezielt Infrastruktur, Arbeitsplätze und – am schlimmsten – Menschenleben. 

Es ist an der Zeit, diese gefährlichen Ideologen mit aller Härte des Rechtsstaats zu verfolgen und ihnen klarzumachen: 

Wer Brandstiftung als „Politik“ verklärt, ist kein Revolutionär, sondern ein Terrorist – und gehört hinter Gitter.

Lann Hornscheidt, eine ehemalige Professorin für „Gender-Studien” und Skandinavistik, ist eine der bekanntesten Figuren in der Debatte um geschlechtsneutrale Sprache.
Biologisch als Frau geboren (Antje), entschied Hornscheidt, sich weder einem biologischen noch einem sozialen Geschlecht (Sex oder Gender) zuzuordnen.
Für Hornscheidt sind Geschlechterkategorien reine Konstrukte, die durch Sprache und gesellschaftliche Normen aufrechterhalten werden.

Diese Überzeugung führt dazu, dass traditionelle Anreden wie „Herr“ oder „Frau“ abgelehnt werden – stattdessen schlägt Hornscheidt geschlechtsneutrale Alternativen vor. 

Ein zentraler Vorschlag Hornscheidts ist die Verwendung des Suffixes „-ex“ anstelle von geschlechtsspezifischen Endungen. 

Wörter wie „Professex“ (statt Professor:in) oder „Lehrex“ (statt Lehrer:in) sollen nicht nur eine neutrale Alternative darstellen, sondern auch ein bewusstes „Exit“ aus dem Gender-System symbolisieren.

Das „-ex“ steht dabei für den Ausstieg aus der Geschlechterzuordnung („exit gender”) – eine bewusste Abkehr von der Vorstellung, dass Menschen überhaupt ein Geschlecht „haben“ müssen. 

Interessanterweise betont Hornscheidt, dass diese Sprachform kein politisches Statement sein soll, sondern einfach eine natürliche, inklusive Ausdrucksweise, doch allein die Wahl des „-ex“ als postgenderistisches Symbol widerspricht dieser Aussage:.

Wenn das Suffix für den „Exit“ aus dem Gender-System steht, ist es per definitionem eine politische Geste.

Hornscheidt argumentiert jedoch, dass diese Veränderung so subtil sei, dass die meisten Menschen die „Manipulation“ nicht bemerken würden – was darauf hindeutet, dass geschlechtsneutrale Sprache nach und nach zur Normalität werden soll, ohne als ideologischer Akt wahrgenommen zu werden, obwohl es eine ist. 

Hornscheidts Ansichten und Sprachvorschläge stoßen auf geteilte Reaktionen.

Befürworter:innen sehen darin einen wichtigen Schritt zur Überwindung von Diskriminierung und binären Geschlechternormen. 

Kritiker:innen argumentieren, dass die radikale Ablehnung von Geschlecht real existierende Unterschiede und Identitäten ignoriere. Zudem wird die Logik hinter dem „-ex“ hinterfragt:
Wenn es kein politisches Statement sein soll, warum dann ein Suffix, das explizit für den „Ausstieg“ aus Gender steht? 

Lann Hornscheidts Position offenbart einen eklatanten Widerspruch: 

Während sie Sprache als politisches Mittel ablehnt, nutzt sie sie genau auf diese Weise, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen. 

Die Forderung nach geschlechtsneutralen Begriffen ist weniger eine wissenschaftlich fundierte linguistische Notwendigkeit als vielmehr eine ideologische Agenda.

Es gibt keine Gender-Studien, die eine Evidenz für solche sprachlichen Veränderungen liefern. 

Letztlich zeigt sich hier, dass Sprache für Hornscheidt nicht neutral ist – sondern ein Werkzeug, um Macht auszuüben und gesellschaftliche Normen durchzusetzen, was sie auch selber tut.

Erlebnisbericht: „Kleinanzeigen” stresst ihn zu sehr 

Sie dachte eigentlich, er hätte alles klar und deutlich in der Anzeige stehen: „Nur Abholung“. Groß, fett, unmissverständlich. 

Doch anscheinend war das für manche Leute eine Einladung zu Verhandlungen. 

Es begann harmlos – ein Interessent meldete sich, und sie schrieben eine Weile hin und her. 

Dann kam die Frage, die sie sprachlos zurückließ: „Könnten Sie das Teil nicht in meine Stadt bringen? Die ist nur 40 Minuten von Ihnen entfernt.“ 

Sie musste schmunzeln. Die Strecke war 40 Minuten entfernt, aber knapp 60 Kilometer.

Der Herr hatte wohl kein Auto, und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre der Weg zu ihm „zu weit” gewesen. 

Klar, stattdessen sollte sie also ihre Zeit opfern, Sprit vergeuden und den Artikel persönlich vorbeibringen – natürlich ohne Aufpreis. 

Sie blieb hart: „Nein, nur Abholung bei mir – und zwar heute, da ich übers Wochenende weg bin. So steht es auch in der Kleinanzeige.“ 

Doch der Käufer gab nicht auf. 

Sein nächster Vorschlag: „Dann treffen wir uns halt am Bahnhof in …, das ist doch ein Kompromiss!“

Dies war auch „nur” 17 Kilometer von ihm entfernt und von ihr „nur” knapp 40.

An dem Punkt schüttelte sie nur noch den Kopf. 

Sie fragte sich wirklich, ob manche Leute „Nur Abholung“ als „Ich liefere dir das Zeug bis vor die Haustür, Hauptsache, du bezahlst“ interpretieren. 

„Kleinanzeigen” kann einen manchmal echt fertig machen.

Es gibt Tabus, die zu brechen nicht nur geschmacklos, sondern zutiefst unmoralisch ist. 

Dazu gehört der Vergleich zwischen industrieller Massentierhaltung und dem Holocaust. 

Dieser Analogie begegnet man immer wieder in radikal-veganen Kreisen – als vermeintlich schockierendes Mittel, um auf Tierleid aufmerksam zu machen, doch wer die systematische Vernichtung von Millionen Menschen mit der Schlachtung von Nutztieren gleichsetzt, verkennt nicht nur die historische Dimension des Holocaust, sondern verhöhnt die Opfer und ihre Nachkommen auf unerträgliche Weise.

Der Holocaust war kein „Tierleid”. Er war Menschenvernichtung aus Hass.

Die nationalsozialistische Mordmaschinerie zielte auf völlige Auslöschung ab. 

Jüdische Familien, Homosexuelle, politisch Verfolgte und andere Opfergruppen wurden nicht getötet, weil sie einen „wirtschaftlichen Zweck” erfüllten, sondern weil sie als „minderwertiges Leben” galten, das ausgerottet werden musste. 

Kinder wurden vor den Augen ihrer Eltern erschossen, Menschen wie Versuchsobjekte missbraucht, ganze Familien in Gaskammern gejagt. 

Dies mit der Schlachtung von Tieren zu vergleichen, ist nicht nur historisch ignorant, sondern moralisch pervers.

Tierleid ist real – aber es ist kein Genozid.

Natürlich ist Massentierhaltung grausam. 

Ja, industrielle Schlachtmethoden sind oft barbarisch. 

Und selbstverständlich darf und muss man das kritisieren, doch daraus eine Gleichsetzung mit dem Holocaust abzuleiten, ist kein Akt des Mitgefühls, sondern der Verrohung. 

Tiere werden nicht aus ideologischem Vernichtungswahn getötet, sondern – so brutal es klingt – als Nahrungsmittel. 

Das macht ihr Leid nicht akzeptabel, aber es macht es zu etwas grundlegend anderem als dem, was in Auschwitz, Treblinka oder Sobibor geschah.

Wer Menschen mit Tieren gleichsetzt, verliert jede moralische Glaubwürdigkeit.

Jede Spezies hat ein natürliches Überlebensinteresse – der Mensch ist dabei keine Ausnahme. 

Es ist biologisch und ethisch nachvollziehbar, dass wir menschliches Leben höher gewichten als tierisches.

Wer das bestreitet und stattdessen behauptet, ein Huhn in einer Legebatterie erleide „dasselbe” wie ein Kind im Warschauer Ghetto, hat nicht nur ein zynisches Geschichtsverständnis, sondern auch ein gestörtes Verhältnis zur Realität. 

Solche Vergleiche dienen nicht der Aufklärung, sondern nur der provokativen Selbstgerechtigkeit.

Ein fiktiver Dialog, der zeigt, warum diese Debatte nicht führbar ist.

Die Diskussion auf dem Wochenmarkt brodelt schon eine Weile, als der Veganer plötzlich den Raum mit einem Satz zum Schweigen bringt:

Veganer: „Ihr regt euch über die Nazis auf, aber was in den Schlachthöfen passiert, ist genau wie der Holocaust – nur dass es heute noch läuft!„

Die Luft bleibt stehen.

Jemand, dessen Großeltern in Auschwitz waren, wirkt, als hätte er gerade eine Faust ins Gesicht bekommen. 

Dann kommt die Antwort, langsam, mit eisiger Klarheit:

Gegenüber: „Meine Oma wurde als Kind von ihrer Familie gerissen und in einen Viehwaggon gepfercht. Sie wusste, dass sie vergast werden würde, wenn sie nicht mehr arbeiten konnte. Und du vergleichst das mit einem Schwein im Stall?„

Veganer: „Aber die Systematik, die Industrie dahinter—„

Gegenüber: „Hör auf. Menschen wurden ermordet, weil sie als Ungeziefer galten. Nicht für Schnitzel, sondern weil man sie hasste. Wenn du das nicht verstehst, hast du nicht nur von Geschichte keine Ahnung – sondern auch von Anstand.„

Der Veganer will weitersprechen, doch der Raum hat sich längst abgewandt. 

Manche Dinge sind nicht diskutabel. 

Der Holocaust war kein „Vergleichbares Ereignis”. 

Er war der Abgrund der Menschlichkeit. 

Und wer ihn instrumentalisiert, um Tierrechtspropaganda zu machen, hat nicht nur jedes Maß verloren – er hat auch verloren.

Es gibt Grenzen der Debatte, und die sind hier überschritten.

Tierschutz ist wichtig. 

Aber wer den Holocaust dafür heranzieht, um seine Argumente aufzuwerten, betreibt keine Aufklärung, sondern Geschichtsrevisionismus schlimmster Art. 

Solche Vergleiche sind nicht „radikal”, nicht „provokant”, nicht „tabubrechend” – sie sind schlicht das Letzte. 

Und wer sie verwendet, sollte sich nicht wundern, wenn ihm niemand mehr zuhört.

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