Gestern Abend war einer dieser Abende, an denen man einfach alles loslässt und sich vollkommen in der Gesellschaft des anderen verliert. 

Meine Frau und ich hatten beschlossen, den Alltag hinter uns zu lassen und uns in eine gemütliche Kneipe zurückzuziehen. 

Es war einer dieser Orte, an denen das Licht gedimmt ist und die Atmosphäre beinahe verschwörerisch wirkt. 

Die Holzvertäfelungen, das leicht abgewetzte Mobiliar und die lebhafte Geräuschkulisse aus Gelächter, Murmeln und gelegentlichen Ausrufen boten den idealen Rahmen für einen Abend ohne Verpflichtungen und ohne Filter. 

Mit jedem Getränk, das wir bestellten, wurden unsere Gespräche ein wenig mutiger und ein bisschen absurder. 

Angefangen bei den alltäglichen Dingen, drifteten wir bald in vollkommen verrückte Gedankengänge ab – die Art von Schwachsinn, die nur dann lustig und bedeutungsvoll erscheint, wenn man sich in guter Gesellschaft und einem gewissen Pegel befindet. 

So entdeckten wir zusammen eine neue Art des „Trash-Talks“: keine sinnvollen Argumente, sondern ein bewusstes Verdrehen von Tatsachen und das absichtliche Fallenlassen jeder logischen Hemmung.

Der eigentliche Höhepunkt war, als ich eine grandiose Idee in den Raum warf: 

„Stell dir vor, ich kandidiere für das Amt des Präsidenten!“ 

Die Idee, im Ernst als Präsident der Vereinigten Staaten anzutreten, war natürlich völlig abwegig, doch meine Frau nahm das Spiel auf. 

Mit feierlichem Gesichtsausdruck begann sie, mich als einen Menschen mit revolutionären Ideen darzustellen, der das Land in eine glorreiche Zukunft führen würde. 

„Du wirst den freien Nachschlag beim Buffet gesetzlich verankern und alle Urlaubstage verdoppeln“, rief sie und wir brachen beide in schallendes Gelächter aus.

Im Laufe des Abends wuchs unser fiktives Regierungsprogramm immer weiter, und es schien, als könnten die anderen Gäste nicht genug davon bekommen. 

Es wurde so laut und enthusiastisch, dass schließlich eine Gruppe Amerikaner am Nebentisch auf uns aufmerksam wurde. 

Sie sahen zu uns herüber, zunächst neugierig, dann belustigt und schließlich – zu unserem Erstaunen – ernsthaft interessiert. 

Es stellte sich heraus, dass sie zur Panzerkaserne gehörten, der amerikanischen Kaserne hier in Böblingen.

Sie ließen uns wissen, dass sie unsere „politischen Visionen“ für eine erfrischende Alternative hielten und meinten scherzhaft, sie wären bereit, mir ihre Stimme zu geben.

Plötzlich hatte ich also zehn inoffizielle „Wähler“ gewonnen. 

Die Vorstellung, dass diese kleine Gruppe von Amerikanern mich, jemanden, der niemals ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, sich politisch zu engagieren, als ihren Präsidenten wählen würde, brachte uns alle zum Lachen. 

Aber irgendwo in all dem Unsinn fühlte sich das Ganze auch ein wenig wahr an. 

In dieser gemütlichen Kneipe, umgeben von einem Hauch Anarchie und einer ordentlichen Portion Humor, kam mir der Gedanke, dass vielleicht sogar die verrücktesten Ideen eine gewisse Magie haben – jedenfalls für einen Abend voller Lachen und ein bisschen Größenwahn.

Wie hätte Donal Trump sonst als Präsident der USA gewählt werden können!

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