Fernsehen

1 28 29 30

The Joker

Im Fernsehen laufen neben Heimatfilmen auch sog. Eifersuchtsdramen.

Ein Beispiel:
Eine Familie besteht aus dem Vater, der Mutter und zwei Kindern.
Die Mutter ist treusorgend und bringt die Kinder von Termin zu Termin wie Musikschule, Gymnastik, Ballettschule etc.
Sie opfert sich aber auch selbstlos für ihren Gatten, der Angestellter in gehobener Stellung ist, auf. Ihr Gatte ist Workaholic. Er bringt einen Haufen Geld mit nach Hause.
Das Eheleben ist ausgewogen, man kann sich alles leisten wie ein Haus, Autos etc.
Doch plötzlich kommt heraus, dass der Vater fremdgeht.

Diese Dramen kennt wohl jeder, der fernsieht.
Eifersuchtsdramen haben eine festgelegte Handlung, verlaufen also immer gleich.
Erst wird die perfekte Ehe gezeigt, dann plötzlich muss die Mutter erkennen, dass ihr Mann fremdgeht.

Wie geht es nun weiter?
Die Mutter ist erstmal enttäuscht und heult und heult und heult …
Dann entscheidet sie sich aber – entgegen aller Logik – , ihren Mann zurück zu erobern.
Sie „weiß”, dass ihr Mann sie ja im Prinzip (noch) liebt.
Sie nimmt sich einen Lover und macht ihren Mann „eifersüchtig”.
Nach langem Hin und Her kehrt ihr Mann, der befürchtet, seine Frau zu verlieren, zurück zu ihr. Dies macht er deswegen, weil er zwar fremdgehen darf, aber überhaupt nicht damit klarkommt, dass seine Frau ihrerseits auch fremdgeht.
Die „Eheharmonie” ist wieder hergestellt. Alles ist wieder wie vorher.

Die „Logik”, die dahinter steckt, ist, dass negativ und negativ positiv ergibt.
Aus Fremdgehen und Fremdgehen entsteht also Eheharmonie.
So etwas kann nur das Fernsehen bzw. können nur Filmschaffende und das sehr oft …

heimatfilm

Ab und zu laufen im Fernsehen sog. Heimatfilme.
Über das geistige Niveau der Heimatfilme muss man nicht unbedingt nachdenken.
Heimatfilme sind sehr einfach und überschaubar gestrickt. Im Prinzip sind sie alle gleich.

Wie funktioniert ein Heimatfilm?

In einem Heimatfilm gibt es immer die gleichen Stereotypen: Einheimische und eine Anderswoherige, also eine Person, die anders wo her ist. Heimatfilme spielen immer in einem kleinen Dorf jenseits der Zivilisation.
Die Lovestory spielt sich immer zwischen einem gemischten Paar ab, das aus einem Einheimischen und einer Anderswoherigen besteht, in seltenen Fällen auch anders herum.
Die beiden verlieben sich ineinander, ohne es erstmal selbst zu merken.
Die Einheimischen sind natürlich neidisch auf die Anderswoherige und mobben sie.
Die Antagonisten, eine einheimische eifersüchtige Dorf-Trulla, die zwar gut aussieht, aber ansonst zu blöde ist, ein Glas Milch umzuwerfen, ist maßgeblich am Mobbing beteiligt oder es geht von ihr aus.
Das Liebespaar trennt sich im Bösen.
Von irgendwo taucht plötzlich eine alte Frau auf, die der Anderswoherigen erzählt, dass der Einheimische unendlich verliebt ist, dies aber nicht zeigen könne.
Diese Frau vermittelt dann zwischen den beiden und legt die Antagonisten lahm. Die Antagonistin bereut, weil sie gegen die einzig wahre Liebe ihres Angebeteten nicht ankommt und bettelt um Gnade, die sie dann natürlich zugestanden bekommt.
Die beiden Verliebten finden wieder zueinander und etwas später findet die Hochzeit statt.
Friede, Freude, Eierkuchen!

Diese – alles andere als abstrakte – Rahmenhandlung ist in 99 Prozent aller Heimatfilme gleich.
Es gibt allerdings allerlei Variationen, z.T. auch Nebenhandlungen.

Weiterlesen

Fernseher

„K11” ist eine „Krimi-Doku-Serie” bei sat.1.
Schauspieler stellen reale Kriminalfälle nach.

In einem Fall ging es darum, dass eine Internatsschülerin mit einem Seil erdrosselt wurde. Die Ermittlung verläuft schleppend, weil viele Schülerinnen verdächtig sind, doch dann will eine Mitschülerin der Ermordeten deren Ex-Freund unter Druck setzen, weil sie einen Verdacht hat.
Die Ermittler – eine blonde, kurzhaarige Kommissarin und ein glatzköpfiger Kommissar – sind zur Stelle und können den Täter und dessen Helfer stellen und verhaften.
Schnitt!
Während einer kurzen Einspielung sagte eine Stimme: „Wie kommt das Mädchen mit der Todesangst zurecht? Nach der Werbung erfahren Sie es.”
Nach knapp fünf Minuten Werbung geht es weiter mit K11, eine satte Minute.
Die Gesichter der Täter erscheinen und eine Stimme erklärt, welche Strafen sie bekamen. Auch kann man das Strafmaß in einer Auflistung ablesen.
Dann einige Sekunden vor dem Abspann sagt die Stimme noch: „Das Mädchen hat zusammen mit ihren Mitschülerinnen den Verlust der Freundin und die damit zusammenhängende Gewalttat nach eine schweren Zeit verarbeitet.”
Abspann!
Ende!

Man fragt sich, welchen Zweck die Ankündigung hatte.
Wohl nur einen – dass man Werbung schaut und „dran” bleibt, um den (vermeintlichen) Rest von K11 nicht zu verpassen.

Fernsehen

Der WDR – Studio Münster war am vorigen Freitag, 2.3.2007, zu Gast in der Ausstellung „Physik zum Anfassen”.
Heute, 9.3.2007, wird der Beitrag ab 19.30 Uhr in der „Lokalzeit Münsterland” der „Aktuellen Stunde” im WDR-Fernsehen gesendet.

Ich bin auch in einem Statement zu sehen.

Zwölfstellige Gewinnzahlen

Oft sieht man im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Werbespots der ARD-Lotterie (früher als „Glücksspirale” bekannt).
Sehr zu bedenken gab mir ein Spot am Sonntag kurz vor der Tagesschau, als Frank Elstner – selbst ernannter bester Fernseh-Moderator – die zwölfstelligen Gewinnzahlen vorlas.
Sie wurden dann auch eingeblendet.
„Sie haben ein Traumauto gewonnen”, sagte Elstner freudestrahlend, aber ohne Freude im Blick, „wenn Ihre zwölfstellige Losnummer identisch ist mit der Gewinnzahl …

7 2 4 6 9 7 2.”

Zählen Sie so, Herr Elstner?
„Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, zwölf?”

Wetter

Versprecher haben nichts mit Intelligenz oder Bildung zu tun und kommen in allen Schichten und Klassen vor.
Einen interessanten Versprecher ist Alexander Lehmann bei der Wettervorhersage innerhalb der „Aktuellen Stunde” im WDR-Fernsehen passiert:

„Eine Temperaturveränderung von sechs Grad innerhalb eines Tages ist mehr als viel.”

Joker

Man muss nicht unbedingt auf dem Laufenden sein, wenn man mal rein zufällig die ZDF-Serie „Forsthaus Falkenau“ anschaut. Man muss aber auch nicht unbedingt sehr erfahren in Emotionen sein …
Ich wollte vor ein paar Tagen die Krimi-Serie „Der Kriminalist“ im ZDF anschauen, und es war noch nicht so spät. So schaltete ich schonmal das ZDF ein, um nichts zu verfassen.
Es lief noch „Forsthaus Falkenau“.
Die Szene stellte sich wie folgt dar.
Der Förster sitzt mit Familie am Tisch und grübelt ziemlich verdrießlich vor sich hin.
Ein Sohn kommt herein und danach strahlen erstmal alle Anwesenden.
Er will wie viele an diesem Tag der Tochter des Försters zum ihrem Examensabschluss, dem „Doktor-Titel“ (!!!), gratulieren.
Es wird sich umarmt, gekuschelt, Familienidylle pur.
„Und wie geht es sonst?“ will der Sohn wissen.

Gefühlsumschwung!

Der Förster setzt sich schwerfällig – oder fällt bedingt durch die Sorgen, die auf seinen Schultern lasten, – auf die Bank zurück und verfällt in tiefe Depressionen.
Eine „Die Welt ist grausam und ungerecht“-Stimmung herrscht und alle schweigen.
Theatralik strömt durch Wälder und Auen. Das Waldsterben ist dagegen nur eine klitzekleine Erkältung eines missgestalteten Tannenbaums.
Der Förster schaut seine Herzallerliebste sehr sehr traurig an, und der Zuschauer befürchtet, dass der Förster im nächsten Moment ein geladenes Gewehr unter den Tisch hervorholt und sich damit erschießt.

Vonwegen!

Kameraschwenk wieder zur Herzallerliebsten des depressiven Försters, in dessen Mimik elende Sorgen zu sehen sind.
Im nächsten Augenblick Kameraschwenk auf einen überglücklichen Förster, dessen Gesicht vor Freude strahlt.
„Ist egal“ verkündet der Förster in Geberlaune noch freudestrahlender als je zuvorund springt auf, „jetzt wird gefeiert.“

Was für eine dramaturgische Meisterleistung!

Heile Welt im deutschen Vorabendprogramm.
„Volksmusik ist Volksverdummung“ heißt es.
Für „Forsthaus Falkenau“ gibt dies in besonderem Maße.

Dietmar - Squizzle

Langsam schleichend und von vielen nicht bemerkt ist aus der Fernsehunterhaltung das geworden, was man früher als Schlagwort benutzt hat.

„Fernsehen ist Volksverblödung.”

Wenn ich mir die meisten alltäglichen Serien anschaue, läuft mir die Galle über.
Gefühle sind nur noch dazu da, um die Zuschauer vor die Glotze zu locken.
Logische Schlussfolgerungen werden vermischt mit Unwahrheiten und stumpfsinnigen Zufälligkeiten, die jeder Realität trotzen.
Wahrheiten werden absichtlich verwischt, damit man das nächte Mal zuschaut, da man meinen könnte, die Lösung käme dann.

Ich denke hier besonders an die Serien, die zum größten Teil nachmittags auf den Kanälen der privaten Sender laufen.
Normale Leute können das nicht sein, die dort agieren.
Stumpfsinnig werfen sie mit „Argumenten” , die ein Niveau von 20 000 Meilen unter dem Meer erreichen, herum und kommen sich vor wie die einzigen, die wissen, wie das Leben wirklich in voller Länge und Breite läuft.

Bis jetzt habe ich noch nicht die Sinnmäßigkeit der Themen, die dort verkaspert werden, verstanden.

„Verkaspert” als Anspielung auf „sich zum Kasper der Nation machen”!

Aber auch „Realityserien” wie „ein Tag bei der Polizei” (wie immer die auch heißen) !

Klischee- und Emotionalisierungsgeseifere in Anwalts- und Gerichtsserien wie die Serien zwischen 18 und 20 Uhr!

Krimiserien am Abend werden durch emotionale Schieflagen verwaschen und im Niveau denen angepasst, die am Nachmittag die Pöbelsendung als Realität angesehen haben.

Wenn ich die – Achtung Zynismus! -„supertollen”, „geistreichen”, „genialen”, „sozialkritischen”, „aus dem wirklichen Leben gegriffenen” Pöbel-Talkshows sehe, in denen sich Personen gegenseitig „verbal” (verbal kann man eigentlich bei dem restringierten Sprachcode, denen sich die Akteure bedienen, nicht sagen) anmachen, fällt mir immer ein:

„KEINE MACHT DEN DOOFEN!”

Falls dies die Zukunft des Fernsehens ist …

Gute Nacht, Deutschland!

1 28 29 30
Kalender
Dezember 2025
MDMDFSS
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031 
Kategorien
Editorial

Die durch die Seitenbetreiber erstellten Inhalte und Werke auf diesen Seiten unterliegen dem Urheberrecht bzw. dem Copyright des explizit gezeichneten Autoren.

Beiträge und Materialien Dritter sind als solche gekennzeichnet.

Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung bedürfen der expliziten, schriftlichen Zustimmung des jeweiligen Autors bzw. Urhebers bzw. Erstellers und des Herausgebers.

Downloads und Kopien dieser Seite sowie Konvertieren in andere Darstellungen bzw. Darstellungsformen sind nicht gestattet.

Beachten : Haftung und Recht